Gestartet als Verfahren gegen den Betreiber einer Tauschbörsen-Portalseite, führten intensive Ermittlungen der Kriminalpolizei Frankfurt am Main jetzt zu einem erfolgreichen Schlag gegen ein internationales Raubkopierer-Netzwerk. Vergangene Woche beschlagnahmten Ermittlungs-beamte insgesamt zehn Rechner in den Geschäftsräumen eines örtlichen Providers. Auf neun der Server lagen große Mengen an illegalen Kopien von aktuellen Kinofilmen, TV-Serien, Entertainment-Software sowie Musik gegen Bezahlung zum Download bereit.

Der zehnte Rechner fungierte als so genannter Tracker-Server, der den illegalen Tausch der Dateien ermöglichte. 60 Terabyte betrug der monatliche Datenverkehr. Dies entspricht der Datenmenge von nahezu 14.000 handelsüblichen DVDs, die weit über 13.000 Nutzern weltweit zur Verfügung stand – unter anderem in Australien und den USA. Angemietet waren die Rechner von einem US-amerikanischen Staatsbürger. Die auf Interkriminalität spezialisierten Frankfurter Polizisten haben das BKA eingeschaltet und werten nun die Asservate aus. Nach Angaben der Beamten ist mit der Ergreifung weiterer Täter und Sicherstellung zusätzlicher Server zu rechnen.

Seinen Anfang nahm das Verfahren in den Vereinigten Staaten. Dort erhielt der weltweite Verband der Filmwirtschaft, die Motion Pictures Association of America (MPAA), Kenntnis von der Raubkopie eines aktuellen Films, die mittels eines individualisierten Wasserzeichens auf einen Award-Screener zurückverfolgt werden konnte. Da die weltweit erste illegale Kopie auf einer in Deutschland gehosteten Portalseite auftauchte, bat die MPAA die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) um Unterstützung. Diese Organisation bündelte, verifizierte und ergänzte die internationalen Erkenntnisse um tiefer gehende Informationen und stellte umgehend Strafantrag gegen den Portalseiten-Betreiber. Zugleich übermittelte die GVU ihr Hintergrundwissen an die Frankfurter Kriminalpolizisten, die unverzüglich ihre Ermittlungen aufnahmen.

Am Montag, den 10. März beschlagnahmten die Beamten zunächst den Trackerserver und einen so genannten Webseedserver, dessen Hochgeschwindigkeits-Anbindung zum Internet ein möglichst schnelles Verteilen ermöglicht. Eine sofortige Teilauswertung durch die Polizei ergab einen umfangreichen Datenverkehr vom Trackerserver zu acht weiteren Webseedservern beim selben Provider. Diese stellten die Beamten am darauffolgenden Mittwoch sicher. Auf den Servern befanden sich fast ausschließlich topaktuelle Werke in höchster Qualität, darunter Filme, wie “ John Rambo“, „Rush Hour 3“ und „The Attic“. Games-Liebhaber konnten zwischen Titeln, wie „Crisis Zone“ und „Assassin’s Creed“ wählen. Mit dem Angebot richteten sich die Betreiber vorwiegend an Interessenten aus dem englischsprachigen Raum. Letztere konnten auf Einladung Downloadkontingente gegen eine Gebühr von 20 bis zu 500 Euro erwerben.

Nach Angaben der GVU entstehen der Film- und Entertainment-Branche durch diese illegale Schattenwirtschaft ein jährlicher Schaden von mehreren hundert Millionen Euro. Besonders negative Auswirkungen zeigt gerade der gewerbliche Handel mit qualitativ hochwertigen Raubkopien beliebter Werke zu einem besonders frühen Zeitpunkt. Denn die für den illegalen Erwerb aufgewendete Kaufkraft wird dem legalen Markt entzogen. Im Bereich Film stört dies die Auswertung in allen Stationen der legalen Verwertungskette, wie Kino, DVD-Verkauf und -Verleih, Pay-TV und Free-TV. Aus diesen Gründen geht die GVU gezielt gegen professionelle Raubkopierer vor.