Das Angebot an Computerspielen ist groß: Von Rätselspielen über Adventures bis hin zu Online-Rollenspielen treffen vielfältige Genre unterschiedliche Geschmäcker. Prozentual gesehen greifen die Deutschen am häufigsten zu Aufbau-Spielen und Simulationen. „Die Siedler“ und „Anno“, beides deutsche Entwicklungen, rangieren dabei ganz oben: Rund 80 Prozent aller weltweit verkauften „Siedler“-Games gingen über deutsche Ladentheken. In dem Spiel errichten Strategen eigene Siedlungen, versorgen ihr Volk und verteidigen es gegen Angreifer. Was aber macht Strategiespiele hier zu Lande so erfolgreich? Liegt es an der deutschen Mentalität? Monte Cristo, Entwickler der im Herbst erscheinenden Städtebausimulation Cities XL, will es genau wissen und zieht die Wissenschaft zu Rate: Zusammen mit Prof. Dr. Tobias Breiner, Professor für virtuelle Realitäten und Studiengangsleiter für Game Entwicklung der Fachhochschule Heidelberg, geht die Spielschmiede der Frage nach, warum Deutsche das Genre der Aufbaustrategie bevorzugt spielen.

Das deutsche Phänomen

Laut Breiner geht die Lust am Strategie- oder Aufbauspiel auf die komplexen Strukturen im Land zurück. „Deutschland ist ein dicht besiedeltes, hoch organisiertes Industrieland mit einer überalterten Bevölkerungsstruktur. Nehmen wir als Vergleich England, Frankreich oder Amerika. Dort hat zwar der Prozess der Industrialisierung ähnlich früh in der Geschichte begonnen, aber sie sind demografisch gesehen jünger. Auch ihre Bevölkerungsdichte ist geringer. Japan und Korea haben zwar einen vergleichbaren Industrialisierungsgrad und eine ähnliche Altersstruktur, jedoch setzte bei ihnen die Industrialisierung mehrere Jahrzehnte später ein. In keinem anderen Land“, schlussfolgert Breiner, „konnten sich demnach so viele komplexe Organisationen und verhärtete Strukturen ausbilden wie in Deutschland. Das Gefühl, von einem leblosen System dominiert zu werden, dürfte in Deutschland also stärker ausgeprägt sein als in anderen Ländern“, vermutet der Experte. Und genau hier schaffen Simulationsspiele Abhilfe: Sie verleihen Gamern die Macht, selbst zu bestimmen und zu handeln. Für kurze Zeit tritt das Ohnmachtgefühl gegenüber einem hochkomplexen System in den Hintergrund. Dem Streben nach freier Entfaltung begegnet das kommende Cities XL mit nahezu uneingeschränkten Möglichkeiten im Städtebau: Erstmals tritt beispielsweise Blockbebauung zugunsten der Anlage kurviger Straßen und asymmetrischer Flächen zurück.

Zahlen über Zahlen

… und keiner weiß, was sie bedeuten. So fühlt sich wohl mancher, der sich an eine Wirtschaftssimulation heranwagt. Denn diese haben, laut Professor Breiner, ein Manko: Sie sind in Reinform nicht realistisch vermittelbar: „Sie müssten unter anderem das hochkomplexe Zusammenspiel von Zinsen, Aktien, Bundesanleihen, Optionen, Zertifikaten und neuerdings auch Bad Banks realistisch simulieren. Ein unmögliches Unterfangen“, meint der Professor für Game Entwicklung: „Denn das ökonomische Zusammenspiel wird – wie spätestens durch die aktuelle Wirtschaftskrise offensichtlich wird – ja noch nicht einmal vom Gros der Wirtschaftswissenschaftler verstanden“. Städtebausimulationen wie das bekannte „SimCity“ weisen klare Vorteil auf: Sie sind verständlich, unkompliziert – und trotzdem nah an der Realität. Cities XL bietet ein ebenso komplexes wie leicht zugängliches Handelssystem, in dem Waren über eine, auf die jeweilige Situation reagierende, künstliche Intelligenz gehandelt werden. Lebenswirklichkeit schafft der Online-Modus, in dem Städtebauer mit echten Mitspielern agieren.

Neuer Schwung in den Simulationswelten

Die Frage, warum die Deutschen ein Faible für Strategiespiele haben, lässt sich vielleicht nicht eindeutig beantworten. Fest aber steht: Eine erfolgreiche Aufbausimulation sollte all die Punkte umfassen, die deutsche Spieler so daran fasziniert. Dazu gehören die Möglichkeit, Macht und Kontrolle auszuüben, ein verständliches System sowie das schnelles Vorwärtskommen dank – vermeintlich –  typisch deutscher Eigenschaften wie Fleiß und Gründlichkeit. All das bedient Cities XL. Der Clou: Das Game verbindet erstmals klassische Singleplayer-Features mit Elementen des Onlinerollenspiels. Interessierten bietet sich dadurch die Chance, ihre Welt mit unzähligen anderen Spielern im gemeinsamen virtuellen Kosmos zu gestalten, Handelsbeziehungen über Grenzen hinweg zu pflegen und mit ihrer Figur, dem Avatar, Metropolen anderer Städtebau-Begeisterter zu besuchen. Damit beschert Monte Cristo deutschen Strategen eine Städtebausimulation der nächsten Generation.

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