Gewalttätige Videospiele erhöhen nicht das Gewaltpotenzial von Kindern mit einer stabilen Persönlichkeit. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Psychologen, die im Fachjournal Psychology, Crime & Law erschien, zeigen, dass nur emotional labile Kinder sich in ihrem Verhalten von Gewaltspielen beeinflussen lassen, Kinder mit einer stabilen Persönlichkeit hingegen nicht. Die Psychologen haben bei dieser Studie die bisher widersprüchlichen Forschungsergebnisse berücksichtigt, um auf die Frage, ob Gewalttätigkeit im echten Leben mit dem Konsum von Gewaltspielen korreliert oder nicht, eine Antwort zu finden.

Die meisten wissenschaftlichen Studien kommen entweder zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gewaltspielen und Gewalt im echten Leben gibt, oder nicht. Ein kleiner Teil der Studien kommt sogar zu dem Ergebnis, dass Gewaltspiele Aggressionen senken. Die Psychologen der aktuellen Studie gehen davon aus, dass alle drei Ergebnisse drei verschiedene Reaktionen auf Videospiele darstellen. Die Ursache für die widersprüchlichen Studienergebnisse sei darauf zurückzuführen, dass die Wissenschaftler die Ergebnisse mit Gewalt in eine duale Klassifikation zu pressen versuchen.

An der Untersuchung nahmen 125 Kinder, 110 Jungen und 15 Mädchen, die ein Durchschnittsalter von 14,6 Jahren aufwiesen, teil. Alle waren mit dem Egoshooter-Spiel Quake II vertraut, dass für die Studie herangezogen wurde. Bevor sich die Kinder für 20 Minuten mit dem Videospiel beschäftigen konnten, wurden Persönlichkeitsprofile erstellt und der Wut-Level der Kinder ermittelt. Bei der Auswertung kristallisierten sich drei Gruppen heraus. Der Wut-Level von 77 Kindern blieb nach dem Spielen unverändert. Das Wutpotenzial von 22 Kindern verdoppelte sich nahezu. Bei acht Kindern war der Wut-Level vor dem Spiel bereits so hoch wie bei den 22 Kindern, die nach dem Spielen einen hohen Level anzeigten. Bei diesen acht Kindern sank der Wut-Level nach dem Spielen ab.

Kai-Uwe Weidlich, Geschäftsführer des Medien-Institutes Ludwigshafen, betont, dass intakte Familienverhältnisse und stabile Persönlichkeiten das Gefahrenpotenzial deutlich mindern. Die Verbotsdiskussion in Deutschland hält Weidlich für unverantwortlich. „Die daraus resultierende Angst und Unsicherheit verstellen den Blick auf die eigentlichen Ursachen für Gewalt von Jugendlichen“, so der Psychologe. Die von der CSU losgetretene Verbotsdiskussion hat die EU-Kommission immerhin dazu bewogen, strengere Kontrollen beim Kauf von Gewaltspielen durchzusetzen. Dabei sollen Verkäufer Ausweiskontrollen durchführen.(pts)