„Gone for good“ – mit diesen drei Worten verkündeten gleich zwei Release-Gruppen in einer so genannten NFO-Datei vor wenigen Tagen ihren endgültigen Rückzug aus der Release-Gruppen-Szene. Die beiden Fraktionen mit den Namen „Post Mortem“ und „Silent Gate“ standen im direkten Wettstreit um das schnellste Einstellen der jeweils ersten und qualitativ besten Raubkopie von Titeln der Entertainmentsoftware ins Internet. Gründe für ihren Abschied nannten die Verfasser nicht. Andere Angehörige der Szene vermuten Zusammenhänge mit Durchsuchungen bei einem Frankfurter Provider in der zweiten Märzwoche, über welche die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) am 20. März informierte. In diesem noch andauernden Verfahren ermitteln die Frankfurter Kriminalbeamten gegen ein internationales Raubkopierer-Netzwerk.

Sowohl „Post Mortem“ als auch „Silent Gate“ galten als zentrale Formationen innerhalb der Release-Gruppen-Szene. Spezialisiert auf Raubkopien aktueller Entertainment-Software stellte „Post Mortem“ erstmals im Januar 2006 illegale Versionen solcher Titel in verborgene Netzwerke ein. Nahezu 140 so genannte „Releases“ gehen auf das Konto dieser Gruppe. „Silent Gate“ agierte bereits seit Mai 2004 und stellte in dieser Zeit knapp 480 Raubkopien von Games zur Verfügung.

Der angekündigte Rückzug beider Gruppen wirft Fragen auf. Diskussionen in einschlägigen Foren offenbaren die Ängste der Schreiber: Dort wird gemutmaßt, die beiden Gruppen wüssten, was auf die Szene zukäme und hätten rechtzeitig die Notbremse gezogen. Mit Hinweis auf die Aktion in Frankfurt erwarten Diskussionsteilnehmer einen erneuten, noch größeren Zugriff. Ungeachtet dessen haben sich nach Erkenntnissen der GVU verschiedene Mitglieder von „Post Mortem“ und „Silent Gate“ zu einer neuen Release-Gruppe zusammengeschlossen. Gegen diese wie auch die anderen Gruppierungen geht die GVU auch zukünftig vor, da bei ihnen die Ursprünge für die massenhaft verbreiteten Raubkopien liegen.

Christian Sommer, Vorstandsvorsitzender der GVU dazu: „Unsere Strategie trägt wieder einmal Früchte. Die Verunsicherung der Szene und der steigende Verfolgungsdruck auf die Spitze der Verbreitungspyramide streuen nicht nur Sand, sondern Kieselsteine ins Getriebe der Raubkopierer. Wir werden auch zukünftig mit aller Kraft gegen die Ersteller von Raubkopien vorgehen und so die Strukturen zerschlagen. Die zahlreichen anhängigen Verfahren werden auch in Zukunft zur Destabilisierung der Szene führen.“