Videoplattformen und Soziale Netzwerke gehören für Kinder und Jugendliche inzwischen zu den meistgenutzten Internet-Angeboten. Sie sind von den neuen Möglichkeiten fasziniert, das Internet mit zu gestalten und Kontakte zu knüpfen. Häufig werden sie dort aber auch mit gefährdenden Inhalten konfrontiert, gemobbt oder sogar sexuell belästigt. jugendschutz.net, die in Mainz ansässige Zentralstelle der Länder für den Jugendschutz im Internet, warnt jetzt vor wachsenden Risiken und fordert mehr Rücksicht auf die besonderen Schutzbedürfnisse von Heranwachsenden auch in den neuen Diensten.

„Es reicht nicht, dass Web 2.0-Betreiber nur gegen gemeldete Verstöße vorgehen! Sie müssen ihre Vorsorge verbessern, um Risiken für Kinder und Jugendliche zu reduzieren“, forderte die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Vera Reiß, anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichtes 2008 von jugendschutz.net. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an den Vorschlag von Bildungs- und Jugendministerin Doris Ahnen, auch im Internet als Orientierungshilfen für Kinder, Jugendliche und Eltern Altersklassifikationen einzuführen, wie sie für Kinofilme, Videos und DVDs durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) vergeben werden.

Im Jahr 2008 registrierte jugendschutz.net erstmals mehr als 3.000 neue Verstöße. Dabei handelte es sich vor allem um pornografische Seiten (58 Prozent), rechtsextreme Propaganda (15 Prozent) und Angebote, die Essstörungen verherrlichen (6 Prozent). 1.369 Fälle stammten aus Deutschland (plus 11 Prozent). Starke Zuwächse waren im Web 2.0 festzustellen. Auf Videoplattformen beanstandete jugendschutz.net 1.460 Gewalt- und Neonazi-Filme (Vorjahr: 660), in Sozialen Netzwerken waren es vor allem pornografische Beiträge, rechtsextreme Hasspropaganda und sexuelle Belästigungen.

jugendschutz.net geht erfolgreich gegen unzulässige Angebote vor. In drei von vier deutschen Fällen konnte eine Beseitigung von Verstößen erreicht werden, ohne dass Aufsichtsbehörden eingreifen mussten. jugendschutz.net setzt dabei vor allem auf die Zusammenarbeit mit Anbietern und Partnern in internationalen Netzwerken gegen Kinderpornografie (INHOPE) oder Hass im Netz (INACH). Auch im Ausland kann vielen unzulässigen Angeboten die Plattform entzogen werden.

Auf unzulässige Angebote stößt jugendschutz.net über Hinweise aus der Bevölkerung und gezielte eigene Recherchen. 2008 bearbeitete das Team 10.800 Beschwerden und Anfragen (plus 17 Prozent), kontrollierte 6.390 Websites, beobachtete regelmäßig die 69 wichtigsten Chats und Communities und wertete mehr als 12.800 Fundstellen in Suchmaschinen und auf Videoplattformen aus.

Mit Etablierung des Web 2.0 wird es noch wichtiger, dass Kinder und Jugendliche auf ihre Sicherheit achten und insbesondere auch Datenschutzrisiken kennen. Sie geben häufig zu viel Persönliches preis, ohne dass sie in der Lage sind, mögliche Folgen abzuschätzen. Da Eltern und pädagogische Fachkräfte jugendlichen Medienwelten oft nicht mehr folgen können, setzt jugendschutz.net verstärkt auf die direkte Ansprache junger User. 2008 wurden erstmals Jugendliche als Medienscouts ausgebildet, um Gleichaltrige für Risiken im Netz zu sensibilisieren. Für ältere Kinder entwickelt jugendschutz.net Handreichungen zu problematische Online-Inhalten (wie beispielsweise: Klickt´s – Geh Nazis nichts ins Netz).

Für Eltern und pädagogische Fachkräfte hat jugendschutz.net praxisnahe Handreichungen zu den Themen sicheres Surfen und Chatten erarbeitet. 2008 neu erschienen sind Faltblätter, die über sichere Konfiguration und Jugendschutzfilter informieren (Surfen – Kinder sicher online) sowie über die Verherrlichung von Essstörungen im Internet aufklären (Wer ist Ana?).

User können mithelfen, den Jugendschutz im Internet zu verbessern, indem sie problematische Angebote bei jugendschutz.net melden über: hotline@jugendschutz.net .