Der gigantische chinesische Markt ist seit mehr als zehn Jahren für Sony, Nintendo und Microsoft tabu. Im Jahr 2000 verhängte die Regierung ein Einfuhr- und Vermarktungsverbot für Games-Konsolen. Nun deutet sich einem Reuters-Bericht zufolge Tauwetter in der angespannten Beziehung der Gamesindustrie zum chinesischen Riesenmarkt an. Voraussichtlich im Herbst 2011 will Lenovo, Nummer vier der weltgrößten PC-Hersteller, seine inzwischen iSec getaufte Konsolen auf den Markt bringen. In den Zentralen in Tokio, Kyoto und Redmond fragt man sich, weshalb eigentlich die eigenen Systeme nicht offiziell angeboten werden dürfen, wenn dem chinesischen Konkurrenten dies offenbar gewährt wird. Die Lenovo-Konsole könnte als Türöffner für die großen drei fungieren, die ihre Systeme nur zu gerne Millionen spielbegeisterten Chinesen verkaufen würden.

„Während Xbox aufgrund der Beschränkungen derzeit noch nicht in China erhältlich ist, sind wir hoffnungsfroh, dass wir diesen Schritt bald unternehmen können“, sagte etwa eine Sprecherin von Microsoft der Nachrichtenagentur. Ähnlich äußerte sich Kaz Hirai, Nummer zwei bei Sony und u.a. verantwortlich für das Gamesbusiness: „Ich denke, dass die chinesische Regierung großes Interesse daran hat, neben Hardware auch Software und damit kulturelle Inhalte zu exportieren.“ Dies könnte nur gelingen, wenn chinesische Entwickler auch für die globalen Marktführer eigenständig produzieren könnten.

Ob Lenovo tatsächlich im Herbst starten kann, ist dabei noch offen. Das Unternehmen wollte weder bestätigten noch dementieren, dass eine Vermarktungserlaubnis für die eigene Konsole in China vorliegt. Möglicherweise hilft ein Kniff: Positionieren will Lenovo iSec nämlich nicht als dedizierte Games-Konsole, sondern als Multimedia-Entertainmentcenter fürs Wohnzimmer. Wie auch PlayStation 3 und Xbox 360 soll das Geräte Filme und Musik abspielen und Zugang zum Internet gewähren.

Lukrativ wäre die Öffnung des chinesischen Marktes für alle Anbieter zweifelsohne. Zwar ist das Thema Softwarepiraterie weiterhin ein großes Problem, der rasant wachsende Mittelstand in China ist mittlerweile aber eine investitionsbereite Klientel, die die Nachteile des Marktes ausgleichen könnte.

Quelle: GamesMarkt.de