Der Einfluss von Computerspielen auf Kinder und Jugendliche wurde am 26. September beim „Kids & Games Forum 2006“ mitunter kontrovers diskutiert. „Die Forschung in diesem Bereich ist ambivalent und tendenziös“, bilanzierte der Jenaer Kommunikationswissenschaftler Dr. Jörg Müller-Lietzkow zum Abschluss der hochkarätig besetzten Tagung. „Wir sollten uns in der Betrachtung weder von den Angstmachern beeinflussen lassen, noch von denjenigen, die nur ihre Spiele vermarkten wollen.“

Zuvor hatten die Redner und Diskutanten vor rund 220 Teilnehmern im voll besetzten Saal des Komed im Kölner MediaPark eine Vielzahl von Aspekten des Themenbereichs „Kids & Games“ erörtert. Dabei herrschten vor allem über die Qualität der Forschung in Deutschland unterschiedliche Meinungen. „Sehr viele Studien zu diesem Thema zeigen keinerlei Verhaltenseffekte auf“ gab Prof. Dr. Michael Kunczik (Gutenberg-Universität Mainz) zu bedenken. Es sei auch wenig hilfreich, Studien darüber anzustellen, welche Wirkung die Darstellung von rotem in Vergleich zu grünem Blut auf die Spieler habe. Prof. Dr. Peter Vorderer (University of Southern California Los Angeles) befand, dass die Wissenschaft hiermit unzulässigerweise ins Lächerliche gezogen werde. „Es gibt seit Jahren systematische Forschung im Games-Bereich“, erklärte er auf dem Podium. „Leider fehlt in Deutschland das Geld für die Analyse langfristiger Effekte auf die Spieler.“ Fast alle Diskussionsteilnehmer plädierten dafür, offener mit dem Thema Games umzugehen und sich nicht nur auf die Gewaltdiskussion zu beschränken.

Dr. Thomas Mößle vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen mahnte mehr Aktivitäten in der Vermittlung von Medienkompetenz an. „Eine gute elterliche Medienerziehung kann die Mediennutzung der Kinder sehr stark beeinflussen“, lautete seine These. Auch die wirtschaftliche Bedeutung des Spielemarkts wurde zur Sprache gebracht. „Wir führen eine typisch deutsche Diskussion über Spiele und Gewalt, während die Ausbildung von Fachkräften im Games-Bereich an diesem Land völlig vorbeiläuft“, kritisierte der Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), Olaf Wolters. Auch Prof. Dr. Dieter Wiedemann, Vorstand Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, wunderte sich darüber, dass jährlich rund 19.000 Studenten im Segment Film und Fernsehen ausgebildet werden, im Games-Bereich jedoch keine vergleichbare Entwicklung zu beobachten sei. Thomas Jarzombek, Beauftragter für Neue Medien bei der CDU in NRW, gab zu bedenken, dass Deutschland im Wesentlichen ein Importland für Computerspiele sei. „Neben dem wirtschaftlichen Aspekt halte ich dies auch in kultureller Hinsicht für bedenklich“, so der Politiker.

Das „Kids & Games Forum 2006“ wurde von der Fachzeitschrift GamesMarkt und der Media Business Academy (MBA) veranstaltet. Nach der erfolgreichen Premiere soll es als jährlicher Branchentreff in Köln etabliert werden.

Quelle: GamesMarkt.de