200 Beamte der Hürther Kriminalpolizei und örtlicher Polizeidienststellen haben annähernd 50 Wohn- und Geschäftsräume von mutmaßlichen Mitgliedern der Release-Gruppen-Szene in mehreren Bundesländern sowie Frankreich durchsucht. Im Fokus standen Angehörige von 14 solcher Gruppen. Die Beamten stellen circa 60 PCs, mehrere Fesplatten, etwa 2.000 DVDs und CDs sowie Internetserver sicher. Die durchsuchten Personen stehen im Verdacht, sowohl noch nicht im Handel befindliche Kinofilme und TV-Serien als auch Spiele für Konsolen und PC illegal beschafft und als erste auf verdeckte Internetserver gestellt zu haben. Sie veröffentlichten mehr als 100 Titel der Entertainment-Software-Industrie, hauptsächlich für Konsolen. Eine im Filmbereich aktive Gruppe ist allein für knapp 200 Releases aktueller Filme verantwortlich.

Den gerichtlich angeordneten Durchsuchungen an verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein gingen intensive kontinuierliche Ermittlungen der Kriminalpolizei Hürth voraus. Ausgangspunkt des Verfahrens bilden Recherchen der GVU. Diese richten sich gezielt gegen solche Personen, die Entertainmentsoftware sowie Filme von Mitgliedsfirmen der Organisation illegal beschaffen, Kopierschutzmaßnahmen von Spielen umgehen, englischsprachiges Bildmaterial aktueller Kinofilme mit deutschen Tonspuren synchronisieren oder DVDs deutscher Produktionen verbreiten. Durch Einstellen des Materials ins Internet schaffen Mitglieder von Release-Gruppen erst die Voraussetzungen für eine illegale Massenverbreitung der Produkte, beispielsweise über so genannte „Tauschbörsen“ wie eDonkey und Bittorrent.

Christian Sommer, Vorstandsvorsitzender der GVU, erklärt zu der Aktion: „Dieser erfolgreiche Schlag gegen die Release-Gruppen-Szene beweist einmal mehr den strategisch richtigen Ansatz der GVU, sich auf die Spitze der illegalen Verbreitungspyramide zu konzentrieren. Der heutige Zugriff von Polizei und Staatsanwaltschaften hat einschneidende Auswirkungen auf die Release-Gruppen-Szene – dort, wo Raubkopien erstmalig entstehen. Dieser Schlag gegen wird die Szene nachhaltig schwächen.“

Aufgrund der konspirativen Strukturen von Release-Gruppen erfordert ein Eindringen in solche Kreise einen Informanten aus der Szene. In dem aktuellen Fall handelt es sich um ein Mitglied jener Top-Szene, gegen die in der Aktion Boxenstopp ermittelt wurde. Im Zuge der damaligen erfolgreichen Verfahren stellte sich der Mann im März 2006 der GVU als Informant zur Verfügung. Die Organisation vermittelte ihn an die Staatsanwaltschaft Köln, welche das aktuelle Verfahren einleitete.