In Hannover ist am 15. Februar die erste Auflage des Game Focus Germany eröffnet worden. Am Eröffnungstag der Workshop- und Netzwerkveranstaltung stand unter anderem eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Der Kulturbegriff in Deutschland: Sind Computer- und Videospiele Kulturgut?“ im Mittelpunkt. Diese wurde vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ausgerichtet. Vor rund 120 Fachbesuchern im Großen Festsaal des Alten Rathauses in Hannover diskutierten Branchenvertreter, Politiker und Wissenschaftler über den kulturellen Wert von Computerspielen und das Imageproblem der Games-Industrie. Obwohl Moderator Dr. Hajo Schumacher diesen Themenbereich außen vor lassen wollte, wurde auch die aktuelle Debatte um Spiele mit Gewaltinhalten lebhaft thematisiert. „Ich finde es falsch, diesen Bereich auszuklammern, weil er die Leute momentan einfach interessiert“, gab Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, zu bedenken. Gewalt sei Teil unserer Kultur und müsse als solcher auch dargestellt werden. „Die Frage ist, wo man die Grenze zieht“, führte Zimmermann aus. „Diese Entscheidung sollte man aber nicht Herrn Beckstein überlassen.“

Dr. Klaus Schönberger von der Universität Hamburg kritisierte, dass „einige Leute, die ein Verbot von Gewaltspielen fordern, an anderen Stellen offenbar kein Problem mit Gewalt haben“. Eine strikte Anti-Gewalt-Position, die von jemandem vertreten werde, „der Bomben auf Belgrad werfen lässt“, könne er nicht ernst nehmen. André Blechschmidt, Vorstandsvorsitzender des G.A.M.E. Bundesverbands, berichtete von seinen Erfahrungen, dass über „Games als Kultur- und Wirtschaftsgut“ auf der politischen Ebene durchaus konstruktiv diskutiert werde. In der öffentlichen Wahrnehmung dominiere jedoch die Gewaltspieldebatte. „Es werden halt immer die lautesten Schreier am meisten wahrgenommen“. Die medienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Amei Wiegel, bezeichnete die jüngsten Verbotsinitiativen als „populistische Debatten“. Sie forderte die Spieleindustrie auf, sich in der Öffentlichkeit offensiver positiv darzustellen. „Die Games-Produzenten müssen mehr Selbstbewusstsein entwickeln“, erklärte sie. BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters räumte ein, dass man noch viel Ãœberzeugungsarbeit leisten müsse. Allerdings sei es mitunter schwierig, Gehör für die Belange der Spieleindustrie zu finden. „Ein fairer und offener Umgang mit unserem Medium fällt nicht jedem leicht“, sagte er vor allem mit Blick auf die Presse-Berichterstattung über das Thema Games. (GamesMarkt.de)