Die fmx/08, mittlerweile 13. Internationale Konferenz rund um digitales Entertainment, hat ihrem Ruf auch diesmal Ehre gemacht. Vier Tage lang strömte die internationale CGI-Szene ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft, um sich über neueste Entwicklungen zu informieren, vor allem aber: um sich auszutauschen. Denn das hochkarätige, umfassende Programm ist zwar ein wichtiger, aber keineswegs der einzige Pluspunkt einer Veranstaltung, die als die klare Nummer 1 in Europa gilt. Organisiert vom Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg, hat die FMX über die Jahre eine Atmosphäre wachsen lassen, durch die der studentische Nachwuchs, Unternehmen und Referenten von Weltrang vielfältig und fruchtbar miteinander ins Gespräch kommen. Der vielbeschworene Geist der FMX lebt davon, dass die Teilnehmer die FMX zu IHRER Sache gemacht haben. Die schönste Bestätigung für die Veranstalter, dass sie mit ihrer Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Community richtig liegen.

Top-Level-Programm

Wer große Namen suchte, wurde bei der fmx/08 gleich mehrfach fündig: Die wichtigsten Animationsstudios Disney, Pixar, DreamWorks, Aardman. Die Visual-Effects-Majors ILM, LucasArts, Framestore, Double Negative. Die echten Global “Players“ Electronic Arts, Sony, Ubisoft, Crytek. Dass das diesjährige Line-up besonders glanzvoll ausfiel, war sicherlich auch der VES (Visual Effects Society) zu verdanken, die als Co-Kurator ihre hervorragenden Kontakte spielen ließ. Exzellente Credentials brachten also nicht nur die Unternehmen selbst mit. Etliche der Vortragenden waren Träger des Technical Achievement Award, des sogenannten Technik-Oscars oder anderer renommierter Auszeichnungen wie den Emmy Awards. Ihre Arbeit macht anschaulich, was auch das hochkarätig besetzte Panel von VES- Chef Eric Roth belegte: Die Grenzen zwischen Visual Effects und Animation verwischen – und das alte Schubladen-Denken wird von einem ganzheitlichen Ansatz abgelöst. Ein brandaktuelles Thema, das auch Alex McDowell in seiner Diskussionsrunde
zu der neuen Arbeitswelt des “Digital Production Space“ ansprach, der Production Designer, Kameraleute und VFX Supervisors von Anfang an und in sehr grundsätzlicher Weise zusammenführt. Mit auf dem Podium waren hier: VFX Senior Art Director Alex Laurant von LucasArts; Director of Photography and Lighting Sharon Calahan von Pixar (Ratatouille); VFX Supervisor Chris Watts (300, The Corpse Bride) und VFX Supervisor Sven Martin von Elektrofilm (Die Gustloff).

Mindestens ebenso bedeutsam für das Programm der FMX sind die jungen Unternehmen, die an der vordersten Front der technologischen Entwicklung agieren. Vor allem die Reihen Media Future, Echtzeit und die von der Stuttgarter HdM – Hochschule der Medien kuratierte Programm von Digital Cinema sowie die Ausstellung fmx/artek gaben einen faszinierenden Eindruck davon, wohin die digitale Reise in den kommenden Jahren gehen wird. Und lieferten Einschätzungen, Hintergründe, Denkanstöße, die erkennbar auf Interesse stießen: Weit mehr als 6.000 Besucher aus 40 Nationen kamen zur fmx/08 in Stuttgart. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren blieb die Zahl der deutschen Teilnehmer konstant, während der Anteil der internationalen Gäste einmal mehr anstieg – auf über 40 %. Eine weiterer Beleg für das hohe Standing der FMX: Der Anteil der Entscheider, also hochrangigen Branchenbesucher, wuchs erneut, wobei sich an dem guten Verhältnis von zwei Drittel Professionals zu einem Drittel Studenten nichts änderte.

Mega-Trends Konvergenz und Interaktivität

Ob Newcomer oder Konzern – über zwei grundlegende Trends herrschte Einigkeit in der Einschätzung.

Trend Nummer 1: Die Trennung in isolierte Formate und Plattformen gehört der Vergangenheit an. Das Schlüsselwort Konvergenz markiert das zentrale Bestreben, Inhalte auf jeder Plattform und jederzeit zugänglich zu machen. Schließlich nutzen sämtliche Medien mittlerweile die identische, sprich digitale Basistechnologie. Im Gegensatz zu früher sind Ideen, Charaktere, Geschichten damit deutlich unabhängiger von einem speziellen Medium oder Genre. Und sie können nahtlos über die unterschiedlichsten und passendsten Distributionswege verbreitet werden. Eine Freiheit und Leichtigkeit, von der die kreative Branche besonders profitiert. Ein Beispiel unter vielen präsentierte Aardman Animations: Die ursprünglich für das Fernsehen konzipierte Figur Angry Kid machte erst einmal im Internet eine große Karriere, bevor sie als Download das Medium Mobiltelefon sowie den digitalen TV-Kanal BBC Three eroberte. Dass Konvergenz auch in nicht-künstlerischen Bereichen Trumpf ist, zeigte die von der MFG Innovation kuratierte Reihe Visual Computing Cluster, die sich um Visualisierung im wissenschaftlichen oder industriellen Kontext drehte. Ein geographisch naheliegendes Beispiel für den Transfer von Animations- und 3D-Techniken auf den wirtschaftlichen Sektor bietet die gerade in Baden-Württemberg stark vertretene Automobilindustrie: Design ohne computergestützte Visualisierung ist hier heutzutage schlicht nicht mehr denkbar. Mit von der Partie in der Cluster-Präsentation waren die Universitäten von Konstanz und Karlsruhe, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Fraunhofer-Institute von Mannheim und Darmstadt oder High-Tech-Unternehmen wie TRIDELITY und IC:IDO.

Trend Nummer 2: Der aktive User löst den rein konsumierenden ab. Voraussetzung für den interaktiven Umgang mit digitalen Medien ist die – sofort verfügbare – Animation in Echtzeit. Eine Technik, die bis vor kurzem primär in Computerspielen verwendet wurde oder das bunte Völkchen von Machinima- und Demo-Aktivisten erfreute; heute aber die Entwicklung von Computeranimation auch im Film maßgeblich vorantreibt. Nicht nur technologisch, auch ästhetisch und narrativ sind moderne Spielewelten nicht mehr mit den kruden Szenarien der Anfänge zu vergleichen. Serious Games als Mittel der Bildung und Fortbildung, Casual Games als raffinierter Zeitvertreib und Immersive Games, die Spannung und emotionale Identifikation in Kinoqualität bieten, stehen gleichberechtigt nebeneinander. Facetten, die auf der fmx/08 in einem umfangreichen Games-Schwerpunkt präsentiert wurden, mitgestaltet von Joseph Olin, Präsident der Academy of Interactive Arts & Sciences.

5D Conference: Wie wir in Zukunft Geschichten erzählen

Trotz allem stehen wir erst am Anfang der Revolution in 3D, denn am digitalen Horizont zeichnen sich völlig neue künstlerische und technische Möglichkeiten ab. Der renommierte Production Designer Alex McDowell (Minority Report, Charlie und die Schokoladenfabrik, The Corpse Bride) prägte dafür den Ausdruck “Immersive Design“. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die neuen Formen des Erzählens immer durchlässigere Strukturen aufweisen. Die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen. Der Zuschauer taucht ein in eine Welt, die durch virtuelles Design und 3D-Techniken geschaffen wurde – aber durch und durch narrativ, von der Geschichte her, bestimmt ist. Auf der fmx/08 diskutierten Alex McDowell mit Malcolm Garrett, Creative Director, Applied Information Group, und Alex Laurant, VFX Senior Art Director, LucasArts am High-End einer echten neuen Designkultur.

Geschichten, die zweite: Writing for Animation

Ob Realfilm oder Animation: kein guter Film ohne gutes Drehbuch. Das von der MFG Filmförderung präsentierte Panel Writing for Animation ist bei der FMX nicht mehr wegzudenken. Moderiert von Susanne Schosser, zuletzt Geschäftsführerin von EM.TV, standen dieses Jahr drei aktuelle Produktionen im Mittelpunkt: Das Kalte Herz nach einem Märchen von Wilhelm Hauff (Hannes Rall, Martina Doecker); die Langfassion des Kurzfilms Annie & Boo (Studio Soi) und Klaeff und Haxe (Stefan Raiser/Dreamtool Entertainment und Simon X. Rost).

fmx/forum: Erfolg auf ganzer Linie

Das fmx/forum versteht sich als Mittler zwischen Industrie und jungen Talenten, aber auch als praxisnahes Trainingscenter auf außerordentlich hohem Niveau. Ein denkbar breites Spektrum an Vorträgen, Demos, Masterclasses und Seminaren sowie die Ausstellung fmx/expo boten die Chance, sich in puncto Innovationen und persönliche Qualifikation wirklich auf Stand zu bringen. Auch 2008 war die Zufriedenheit der fmx/forum-Besucher und der engagierten Firmen beinah mit Händen zu greifen: Dicht besetzte Reihen bei den Veranstaltungen, riesiger Andrang bei den Recruiting-Angeboten und viele begeisterte Stimmen zu Konzeption und Qualität des Programms. Hauptindikator für den Status der FMX in der Branche ist natürlich die Beteiligung nahezu aller wichtigen Unternehmen. Diesmal kamen mehr und hochkarätigere Firmen und Vortragende als je zuvor. Mit von der Partie waren unter anderem Pixar, Disney, Autodesk, Microsoft, Adobe, Softimage, NVIDIA, NaturalMotion, Luxulogy, weltenbauer., MAXON, Massive Software, Side Effects und Quantel. Mehr als deutlich wurde der Erfolg aber auch an der phantastischen Resonanz auf das Recruiting – und zwar auf beiden Seiten. Studenten und Berufsanfänger nahmen die Möglichkeit, sich persönlich bei ihren Traumfirmen in Deutschland, Europa oder den USA vorzustellen, in Scharen wahr. Gleichzeitig entsandte alles, was in der CGI-Branche Rang und Namen hat, Personalverantwortliche nach Stuttgart, um Mitarbeiter für neue Projekte aufzuspüren und ihr Netzwerk vielversprechender junger Talente weiter auszubauen. Dass der Funke übersprang zwischen Bewerbern und Firmen, haben die Macher mit großer Freude registriert: Die FMX zündet – auch auf der persönlichen Ebene.

Premiere: Die Deutsche Telekom Digital Entertainment Awards@fmx/08

Der neue Preis wurde in Kooperation zwischen der Deutschen Telekom und der fmx/08 konzipiert und richtete sich an etablierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen, aber auch die Independent-Szene und den studentischen Nachwuchs. Eine Fachjury wählte aus neun Nominierten die Gewinner für jede der drei Kategorien aus. Als Preis winkten 5.000 Euro und kostenlose Beratung durch Experten der Deutschen Telekom. Ausgezeichnet wurden:

Best New Technology in Effects & Animation
Pro FX von Dr. Sebastien Deguy, Allegorithmic, Frankreich

Young Talents Award:
Comino von Jakob Leitner, Fachhochschule Hagenberg, Deutschland

Best Interactive Design & Usability:
Motionizedâ„¢ von Philippe J. Dewost, Realeyes3d, Frankreich

B2B: Animation Production Day

Der Animation Production Day (APD) ist ein gemeinschaftliches Projekt der fmx/08, des Internationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart und der Michael Schmetz Mediaconsult. In ihrer dritten Auflage konnte die Businessplattform ihren Erfolg weiter ausbauen: in 270 One-to- One-Meetings kamen am 5. und 6. Mai Produzenten abendfüllender Spielfilmprojekte gezielt mit Weltvertrieben, Banken und Equity-Investoren zusammen. Die 45 Teilnehmer – darunter Exodus Film Group aus den USA, die irische Erfolgssschmiede Magma Films und Filmax Animation aus Spanien – berieten in konzentrierter Arbeitsatmosphäre über Finanzierungs- und Verwertungsstrategien ihrer 18 Spielfilmprojekte mit einem Volumen von 180 Mio. Euro. Das Datum des Animation Production Day 2009 steht bereits fest: 4. und 5. Mai 2009.

Die fmx/08 ist eine Veranstaltung der Filmakademie Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der VES – Visual Effects Society, dem ITFS – Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart und ACM Siggraph.
Die fmx/08 wird organisiert vom Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion der Filmakademie Baden-Württemberg und von NX Publishing. Unterstützt wird die fmx/08 vom Staatsministerium Baden-Württemberg, dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und der Filmförderungsanstalt FFA.