Freitag am späten Abend ging die fmx/07 – 12. Internationale Konferenz für Animation, Effekte, Echtzeit und Content zuende. Das wichtigste Treffen der digitalen Community in Europa erhielt wieder viel Lob für seine persönliche, entspannte Atmosphäre – und war mit über 40 % Besuchern aus dem Ausland internationaler als je zuvor. Gut 400 Vorträge, Panels, Workshops und Referenten beleuchteten die Kreation, Produktion und Distribution jeder Art von digitalen Bildern – im Kino und Fernsehen ebenso wie im Bereich Games und Mobile Entertainment. Ein Glanzlicht mit Star-Charakter setzte Regisseur Roland Emmerich, der am Abschlusstag der fmx über seine persönliche Sicht auf das Thema Visual Effects und computergenerierte Bilder sprach.

fmx – eine eigene Globalisierungsgeschichte
Der gute Ruf, den sich die fmx in den letzten Jahren erarbeitet hat, zieht Kreise. Das lässt sich nicht nur an den Besucherzahlen ablesen, sondern vor allem an der ausgeprägten Internationalität der Veranstaltung selbst. Auch eine Menge Entscheider und Executives hatten den Weg nach Stuttgart gefunden. Denn für die weltweit ausgerichtete und vernetzte Branche hat sich die fmx als klare europäische Schlüsselveranstaltung etabliert – zumal die Konferenzsprache Englisch die letzten Schwellen abgebaut hat. Entsprechend hoch sind die Teilnehmerzahlen aus Übersee und die internationale mediale Präsenz der fmx. Referenten, Branchenvertreter, Besucher, berichtende Journalisten kommen ganz selbstverständlich aus aller Herren Länder. Rund 6.000 Teilnehmer aus 40 Staaten registrierten die Kassencomputer dieses Mal, im Vergleich zu 5.000 bei der fmx/06. Eine Bilanz, die viele Besucher am eigene Leibe spürten: Bei etlichen Programmpunkten reichten die Plätze nicht aus.

Höhepunkte satt
Angesichts des ebenso umfangreichen wie hochkarätigen Programms gab es für Besucher der fmx eigentlich nur ein “Problem”: die Qual der Wahl. Mehr als 300 Programmpunkte in bis zu 11 Räumen und Sälen parallel bedeuteten: harte Entscheidungen und den Mut zur Lücke. Zumal die Credentials der hochkarätigen Vortragenden keine Wünsche offen ließen. Auf herausragende Resonanz stießen die beiden Sonderforen in den fmx/essentials: der Digital Cinema Day, der sich dieses Mal vor allem dem kompletten Workflow des digitalen Kinos und dem Thema Stereoskopie widmete, sowie das Virtual Humans Forum zum Thema Virtuelle Schauspieler. Eine überzeugende Demonstration für die Leistungsfähigkeit einer europäischen Filmschule lieferten nicht zuletzt die Gastgeber selbst: Volker Helzle und sein Team von der Forschungsabteilung des Animationsinstituts zeigten erstaunliche “Interview- Sequenzen” mit einem digital wiederbelebten 81-jährigen Klaus Kinski. Beim Digital Cinema Day präsentierte unter anderem Buzz Hayes, Sony Pictures Imageworks, eine Case Study zur stereoskopischen Fassung von Monster House – und man konnte bei Neil Feldman von In-3 Star Wars in 3D erleben.
Großen Eindruck bei Besuchern und Speaker-Kollegen hinterließ der britische Regisseur John Boorman (Point Blank, Excalibur) mit der Präsentation seines ersten Animationsprojekts, einer neuen Interpretation des Wizard of Oz. Brechend volle Säle gab es bei den Talks von Sony zu Surf’s Up/Könige der Wellen und zu Spider-Man 3, der zusammen mit dem Beitrag von ILM zu Fluch der Karibik 2 und Roland Emmerichs Auftritt den Besucherrekord der diesjährigen fmx aufstellte.

Digitale Charaktere – echte Gefühle
Als einer der roten Fäden zog sich das Thema “believable virtual characters” durch das Programm der fmx/07. Die Fortschritte, die in der Animation virtueller Charaktere erzielt wurden, sind gewaltig; das Tempo der Neuerungen rasant. Spürbare Auswirkungen wird dies weniger auf den “normalen” Spielfilm haben – der zentrale Einsatzbereich digital erzeugter Figuren ist vielmehr das Computerspiel. Zumal überzeugende 3D-Darsteller teilweise schon jetzt für Echtzeit-Anwendungen entwickelt wurden, wie beispielsweise der Vortrag von Quantic Dream belegte. Die verfeinerte Optik geht natürlich nicht spurlos am Spielenden vorbei: Identifikation und Spannung steigen. Ganz neue Spielewelten im Kino-Look laden zu komplexeren und anders strukturierten Spielen ein. Viel diskutiert wurden in diesem Zusammenhang Techniken wie Performance Capture oder die auf biomechanischen und kinetischen Erkenntnissen basierende Dynamic Motion Synthesis, das Thema Emotionen in Games sowie der Blick auf die sich verändernde Marktlandschaft. Einschlägige Beiträge lieferten hier unter anderem Joseph Olin, Leiter der Academy for Interactive Arts and Sciences, sowie Matthew Jeffery, Electronic Arts, der mit seinem Vortrag “The Future of Games” einen Blick in Glaskugel riskierte.

fmx/technologies – digitale Welt ohne Grenzen
Die Reihe fmx/technologies brachte ihre Zuhörer in puncto Innovationen fachlich fundiert auf Stand. Auf besonders starke Resonanz stießen die Vorträge zu den Fortschritten im Bereich Echtzeitanimation, darunter die deutsche Spiele-Firma Crytek, die eine fast schon körperlich spürbare Interaktion mit detailliert ausgearbeiteten virtuellen Welten ermöglicht, sowie NaturalMotion, die dank Dynamic Motion Synthesis einen fließenden Übergang zwischen animierten Sequenzen schaffen. Ganz anders der Fokus des aquaTree-Projekts der Universität Konstanz und des Digital Artists David Maas: die Vorlage für das nicht- fotorealistische Rendering liefern nicht Fotos, sondern Gemälde und Zeichnungen. Für fast ungläubiges Staunen sorgte der Talk von Adobe Research. Intelligentes Blending fügt Fotos buchstäblich von selbst neu und völlig harmonisch zusammen, intelligentes Rotoscoping potenziert die künstlerischen Möglichkeiten von Videoaufnahmen mit einem intuitiven Interface.

fmx/forum – Praxisreihe mit phantastischer Resonanz
Lohn des Erfolgs: Das gute Standing der fmx schlug sich unmittelbar im Engagement der namhaften Unternehmen nieder. Die Liste der Firmen, die sich mit Workshops, Hands-On- Trainings, Demos und Vorträgen am fmx/forum beteiligten, war 2007 so lang und vor allem so international wie noch nie. Entsprechend groß war die Vielfalt der Themen, entsprechend hoch das Niveau des Programms. Über Information und Fortbildung hinaus bot das fmx/forum weitere handfeste Chancen: Internationale Animationsstudios und VFX-Häuser Welt entfalteten ausgiebige Recruiting-Aktivitäten – von Majors wie DreamWorks oder Disney über Kreativschmieden wie Aardman bis hin zu deutschen Spezialisten wie Scanline oder Crytek. Für den digitalen Nachwuchs eine in Europa einmalige Gelegenheit, den Traumjob oder das Traumprojekt an Land zu ziehen.