Nach vier Tagen voller spannender Präsentationen, Workshops und Screenings zieht die 17. Ausgabe der FMX eine sehr positive Bilanz. Über 3.300 Teilnehmer fanden in dieser Woche täglich den Weg ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft, das Gewerkschaftshaus und die nahegelegenen Gloria-Kinos. Die wichtigste europäische Konferenz für Animation, Effekte, Games und Transmedia begrüßte in diesem Jahr internationale Branchenexperten, Kreative, Produzenten und interessierten Nachwuchs aus insgesamt 50 Ländern. Die Gruppe der Konferenzteilnehmer setzte sich zu 60 Prozent aus Professionals und zu 40 Prozent aus Studierenden zusammen. Vor allem ein Trend ist dabei auffällig: Die FMX, ihre Referenten und ihr Publikum werden zunehmend internationaler – und weiblicher.

Prof. Thomas Haegele, FMX Conference Chair, zum diesjährigen Erfolg: „Die FMX 2012 war ein großer Erfolg. Ich freue mich, dass unter den FMX-Besuchern und Referenten ein solch lebhafter Gedankenaustausch stattfand und wir die Bandbreite unseres Programms noch einmal erhöhen konnten. Insbesondere die brandaktuellen Themen Virtual Production und Cloud Computing wurden ausführlich diskutiert – und das nicht nur im Hinblick auf die Effekt- und Animationsproduktion. Stuttgart wurde wieder zum internationalen Treffpunkt für renommierte Film-, Games- und Transmedia-Experten, alle wichtigen Firmen der Branche und den talentierten Nachwuchs.“

Die FMX 2013 findet vom 23. bis 26. April in Stuttgart statt.

Zahlen & Fakten

Die gut 3.300 Konferenzteilnehmer aus 50 Ländern setzten sich aus 60 Prozent Professionals und 40 Prozent Studierenden zusammen. Jeder dritte Teilnehmer reiste aus dem Ausland an, allein 10 Prozent aus Großbritannien. Der weibliche Anteil von gut 26 Prozent markiert dabei einen neuen Höchstwert – vor allem zu den jungen Besuchern zählen im Vergleich zu den Vorjahren immer mehr Frauen. 329 Referenten aus aller Welt – davon nur knapp ein Drittel aus Deutschland – aus insgesamt 24 Ländern hielten in diesem Jahr Präsentationen, Workshops und Masterclasses, nahmen an Panel-Diskussionen teil und kuratierten die verschiedenen Programmreihen. Allein 77 Referenten reisten aus den Vereinigten Staaten an, 32 aus Großbritannien und 28 aus Kanada. 75 Aussteller aus insgesamt 15 Ländern präsentierten ihre Produkte, ihre Studiengänge und hielten Ausschau nach talentiertem Nachwuchs.

Hollywood-Prominenz in Stuttgart

Fünf Oscars gewann Martin Scorseses 3D-Abenteuer Hugo Cabret im vergangenen Februar – einen davon erhielten die VFX Supervisor Rob Legato und Ben Grossman für die visuellen Effekte des Films. Realisiert wurden diese hauptverantwortlich von dem in Stuttgart gegründeten, mittlerweile global agierenden Unternehmen Pixomondo. Legato nutzte die Gelegenheit, sich im Rahmen seines großen Specials zu Hugo Cabret öffentlich bei den im Saal anwesenden Pixomondo-Mitarbeitern zu bedanken – und verwies augenzwinkernd auf seine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung, bei der er nicht jeden der Mitwirkenden hatte erwähnen können. In einer zweiten Präsentation widmete sich Grossman gemeinsam mit Matthew Gratzner, dem Visual Effects-Leiter der kalifornischen New Deal Studios, den besonderen Herausforderungen bei der Kombination von Digital und Practical Effects.
Der diesjährige Ehren-Oscar-Gewinner Douglas Trumbull, der unter anderem für die Effekte in Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum, Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art und Ridley Scotts Blade Runner verantwortlich zeichnet, blickte in seiner Keynote auf sein bisheriges Schaffen zurück und diskutierte im Rahmen der Reihe „Cinema of the Future“ mit dem sechsfachen Technical Academy Award-Preisträger Ray Feeney und Filmjournalist Bill Desowitz unter anderem die Vorteile höherer Framerates. Trumbull fand zum ersten Mal den Weg nach Stuttgart und zeigte sich sehr beeindruckt von der Veranstaltung:

„My experience here at FMX was fantastic – I’ve seen so many friends, there was the cutting edge talent here from all the major companies from all around the world. They all come to FMX because it’s the watering hole, the meeting ground and I find it extremely stimulating.“ – Douglas Trumbull

Am Puls der Zeit: Virtual Production

Die 30 Präsentationen der ausführlichen Virtual Production-Reihe, die dank der Unterstützung von Main Partner Autodesk realisiert werden konnte, beleuchtete die einzelnen Schritte bei der virtuellen Filmproduktion, angefangen beim World Building, über Previs bis hin zum eigentlichen Produktionsprozess, und war bei Besuchern, Fachleuten und Kuratoren ein großer Erfolg. Im Rahmen der von fünf VFX-Experten kuratierten Reihe – unter ihnen David Morin von Autodesk und der bekannte Production Designer Alex McDowell – stand ein Thema im Blickpunkt, dass die Filmindustrie seit dem bahnbrechenden Erfolg von Avatar derzeitig wie kaum ein zweites verändert.
Zu den Fallbeispielen, anhand derer der technische Fortschritt in diesem Bereich analysiert wurde, zählten unter anderem der visuell beeindruckende 3D-Film Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn, der Blockbuster Real Steel, Spielbergs Gefährten, Scorseses Oscar-Abräumer Hugo Cabret, das erst in Kürze im Kino startende Action-Remake Total Recall und der neue Schwarzenegger-Film The Last Stand, dessen deutscher Kinostart auf 2013 terminiert wurde. Eine Überraschung hielt John Kilkenny, Executive Vice President for Visual Effects bei 20th Century Fox, am Ende seiner Keynote bereit: Kilkenny präsentierte den Zuschauern zwei komplette Sequenzen aus Ridley Scotts mit Spannung erwartetem Sci-Fi-Actionfilm Prometheus, der im kommenden Juni sein Leinwanddebüt feiert.

Animation: Premieren und exklusive Einblicke

Bereits vier Wochen vor der offiziellen Europapremiere und zwei Monate vor dem bundesweiten Kinostart präsentierte die FMX ihren Teilnehmern ein ganz besonderes Animations-Bonbon: Im bis auf den letzten Platz gefüllten Gloria-Kino wurde Chris Renauds 3D-Film Der Lorax gezeigt. Im Vorfeld des Screenings erklärte das Referenten-Quartett um Jacques Bled, Kyle Balda, Bruno Chauffard und Yarrow Cheney (Illumination Entertainment) in seiner Präsentation, wie die schnurrbarttragende Titelfigur für die Leinwand zum Leben erweckt wurde.
Darüber hinaus standen weitere Animationsabenteuer, deren Kinostart in Deutschland noch bevorsteht, im Blickpunkt: In ihrem Vortrag „How do you Scrat?“ widmeten sich Supervising Animator Nick Bruno und Lead Animator Jeff Gabor dem beliebtesten aller Ice Age-Charaktere. Die beiden Experten erläuterten, wie das sympathische CG-Eichhörnchen Scrat gequetscht, gestreckt und verzerrt wird – und wie die Blue Sky Studios Scrats ewige Jagd nach der Eichel für den vierten Teil Ice Age 4 – Voll verschoben realisierten. Scott Peterson, Head of Effects bei DreamWorks Animation, blickte bereits fünf Monate vor dem bundesweiten Kinostart von Madagascar 3: Flucht durch Europa hinter die CG-Kulissen und nahm das Publikum mit auf die unfreiwillige 3D-Odyssee der beliebten Vierbeiner Alex, Marty, Melman und Gloria.

Effektgewaltiges Kino

Im Hinblick auf Visual Effects standen neben populären TV-Serien wie Game of Thrones, deren VFX-Produktion seit Staffel 2 von Pixomondo Stuttgart aus gesteuert wird, wieder zahlreiche Kino-Highlights auf dem Programm. VFX Supervisor Jeff White von Industrial Light & Magic erläuterte im Rahmen eines The Avengers-Specials die Arbeit am neuesten Marvel-Comicabenteuer, in dem der Bösewicht im Stuttgarter Königsbau wohnt. Unterstützung erhielt White bei seinem Vortrag, an den sich ein Screening des Actionfilms anschloss, von Weta Digitals VFX Supervisor Guy Williams.
Compositing Supervisor Marshall Krasser erläuterte die beeindruckenden Seeschlachten in Battleship, und John Dietz, Gründer, Producer und VFX Supervisor von Vispop, illustrierte die Effekte im Kassenschlager Die Tribute von Panem – Hunger Games. Jay Redd, Visual Effects Supervisor von Sony Pictures Imageworks, gewährte schon zwei Wochen vor dem Kinostart Einblick hinter die Kulissen der mit Spannung erwarteten Science-Fiction-Komödie Men in Black III. Der Effektspezialist analysierte, wie „Look and Feel“ der ersten beiden Teile auch im dritten MiB-Abenteuer trotz der technischen Weiterentwicklung beibehalten werden konnte. Redd zeigte sich vor allem von den jungen FMX-Besuchern beeindruckt:

„I think what’s really inspiring about FMX is the amount of work that is created and how many creativity there is from the students here. This is really inspiring to me to see that there’s new generations, people constantly wanting to make fantasy real.“ – Jay Redd

Aktuelle Spiele-Highlights und transmedialer Wandel

Games verschmelzen immer stärker mit Filmen und interaktiven Medien und sind nur ein Beispiel für den Trend zur transmedialen Konvergenz. Ben Cammarano, Director of Central Media der Microsoft Studios, erklärte, warum diese Veränderung die Spieleentwickler im Hinblick auf Content und Budget vor erhebliche Herausforderungen stellt. Rick Stringfellow, Executive Art Director von EA Sports, ging der Frage nach, wie Qualität und Quantität vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Spielesektors, neuen Online-Distributionswegen und der zunehmenden Bedeutung von mobilen Endgeräten und Browser-Games gewährleistet werden können. Darüber hinaus  mit den Erfolgsreihen SSX und Mortal Kombat zwei Dauerbrenner unter den Videospielen und mit Mass Effect 3 ein weiterer aktueller Spiele-Hit auf dem Programm des in diesem Jahr ausgebauten Games-Sektors.
Die von Inga von Staden kuratierte Transmedia-Reihe beleuchtete verschiedene transmediale Aspekte aus der Sicht der Produzenten und aus Sicht der Benutzer. Transmedia-Pionier Henry Jenkins von der University of Southern California brachte die Kunst des transmedialen Storytellings auf den Punkt:

„Transmedia storytelling represents a process where integral elements of a fiction get dispersed systematically across multiple delivery channels for the purpose of creating a unified und coordinated entertainment experience.“ – Henry Jenkins

Erfahrung trifft Talent: Global Player und talentierter Nachwuchs

Im Forums-Bereich standen in diesem Jahr spannende Workshops und Masterclasses von Marktführern wie Autodesk und renommierten Firmen wie Maxon, Xsens, Side Effects oder Mackevision auf dem Programm. Besonders großer Beliebtheit erfreute sich die Pixar RenderMan Masterclass, die an allen vier Konferenztagen für einen Besucheransturm im Bertha-Benz-Saal sorgte. Auf dem Marketplace präsentierten 24 internationale Firmen wie Autodesk, PNY, RTT, weltenbauer oder Fujitsu ihre neuesten Entwicklungen – Grafikanwendungen für Visual Computing, 2D- und 3D-Animation, Simulationstechnologien, 3D Rendering oder Real Time Engines.
Im bis auf den letzten Stand ausgebuchten School Campus stellten Hochschulen aus der ganzen Welt ihre Arbeiten und Studiengänge vor: Die Teilnehmer reisten zu großen Teilen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, aber auch Schulen aus Großbritannien, Finnland, Frankreich und Neuseeland waren vertreten. Viele der Studierenden nutzten auf dem nahegelegenen Recruiting Hub die einmalige Gelegenheit, mit den wichtigsten Firmen der Animations- und Visual Effects-Branche ins persönliche Gespräch zu kommen und den ersten Schritt in die Digital Entertainment-Industrie zu wagen: 23 Unternehmen hielten dort Ausschau nach talentierten Nachwuchskräften – darunter Global Player wie Lucasfilm, Pixomondo, Double Negative oder Framestore, aber auch regional ansässige Firmen wie Mackevision oder eder Medien Management.