Sechs Wochen vor dem Start der FMX 2012 präsentiert die einflussreichste europäische Konferenz für die Entwicklung, Produktion und Distribution von Digital Entertainment ihre diesjährigen Programm-Höhepunkte. Wenngleich sich einige Teile des Programms noch in der finalen Planungsphase befinden, ist eines bereits jetzt gewiss: Im kommenden Mai sorgt die FMX Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia einmal mehr für einen einzigartigen, internationalen Austausch der zunehmend verschmelzenden Film- und Games-Community und lockt die renommiertesten Fachleute aus aller Welt ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft.

Zu diesen zählen auch Oscar-Gewinner Doug Trumbull, der die VFX-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum, Unheimliche Begegnung der dritten Art und Blade Runner mitrealisierte, und der mit sechs Scientific and Engineering Academy Awards ausgezeichnete Ray Feeney. Neben effektgewaltigen Actionfilmen wie John Carter und Men in Black III erwarten das Publikum auch aktuelle Animations-Highlights wie Ice Age 4, Madagascar 3, Arthur Christmas oder Die Piraten und spannende Präsentationen zu den populären Games-Reihen SSX und Mortal Kombat. Darüber hinaus dürfen sich die internationalen Besucher und Fachleute auf ein ganz besonderes Bonbon freuen: Dem Thema Virtual Production, das die Filmproduktion derzeitig wie kein zweites verändert, widmet die FMX eine eigene Programmreihe mit hochkarätigen Vorträgen, Panel-Diskussionen und populären Fallbeispielen wie Real Steel, Hugo Cabret, Gefährten, Total Recall oder Die Abenteuer von Tim und Struppi. Ausführliche Informationen zur Virtual Production-Reihe, die dank der Unterstützung des diesjährigen Main Partners Autodesk realisiert werden kann, folgen in den kommenden Wochen.

Das Programm der FMX 2012 ist ab sofort unter www.fmx.de einzusehen. Journalisten können sich im Bereich Presse für die Konferenz akkreditieren.

Zwei VFX-Pioniere: Doug Trumbull und Ray Feeney

Neben dem diesjährigen Oscar-Gewinner Rob Legato, der ausführlich über die visuellen Effekte in Martin Scorseses mit fünf Awards ausgezeichnetem Blockbuster Hugo Cabret berichtet, freut sich die FMX über die Zusage zweier weiterer hochkarätiger Referenten: VFX Supervisor und -Pionier Doug Trumbull, der vor wenigen Wochen mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hat sein Kommen ebenso bestätigt wie RFX-Präsident und Gründer Ray Feeney, der bereits mit sechs verschiedenen Scientific and Engineering Academy Awards geehrt wurde.
Douglas Trumbull sorgte erstmalig 1968 als Special Effects Supervisor zu Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum für Aufsehen und war in den folgenden Jahrzehnten unter anderem für die visuellen Effekte in Genre-Meilensteinen wie Ridley Scotts Blade Runner und Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art verantwortlich. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählt Terrence Mallicks Cannes-Gewinner The Tree of Life. Trumbull blickt in seiner FMX-Keynote auf sein bisheriges Schaffen zurück und diskutiert im Rahmen der Reihe „Cinema of the Future“ mit Ray Feeney und Filmjournalist Bill Desowitz, inwiefern höhere Framerates das Kinoerlebnis noch verbessern. Während Peter Jackson sein Fantasy-Abenteuer Der kleine Hobbit in 48fps realisiert und James Cameron sein Avatar-Sequel in 60fps plant, spricht sich Trumbull schon jetzt für Framerates von 120fps aus.
Ray Feeney widmet sich darüber hinaus in einer Retrospektive der Geschichte der Visual Effects. Der VFX-Pionier hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Technologien entwickelt und in der Praxis angewandt, die später zum Industriestandard reiften. Als ehemaliger Mitarbeiter von Robert Abel and Associates (RA&A) erläutert Feeney, wie die innovativen Entwicklungen der Firma die Arbeit an visuellen Effekten entscheidend beeinflusst haben. Diese ermöglichten schon früh Effekte, die heutzutage als selbstverständlich angesehen werden. Seine Retrospektive beleuchtet unter anderem die Fluid Character Animation und Full Ray-Raced Renders.

Coole Actionhelden: Men in Black III & Sherlock Holmes 2

Am 24. Mai kehren Agent J (Will Smith) und Agent K (Tommy Lee Jones) zurück auf die deutschen Leinwände und retten die Welt in Men in Black III zum ersten Mal in 3D vor den Außerirdischen. Schon zwei Wochen vor dem Kinostart gewährt Jay Redd, Visual Effects Supervisor von Sony Pictures Imageworks, dem FMX-Publikum exklusive Einblicke hinter die Kulissen der mit Spannung erwarteten Science-Fiction-Komödie. Fünfzehn Jahre nach dem Auftakterfolg von Men in Black und zehn Jahre nach dem nicht minder populären Sequel Men in Black II bieten sich im Bereich der Visual Effects heute völlig neue Möglichkeiten: Redd analysiert, wie der „Look and Feel“ der ersten beiden Filme trotz dieser rasanten technischen Weiterentwicklung beibehalten werden konnte, ohne sich den Neuerungen zu verschließen. Die Kombination von Old-School-Ansätzen und neuen Techniken garantierte in Men in Black III ein überaus breites Effekte-Spektrum: Nahezu unsichtbare VFX sind ebenso fester Bestandteil des Films wie komplett virtuelle Welten und Charaktere.
Mit Sherlock Holmes 2 steht darüber hinaus ein weiterer Blockbuster auf dem Programm der Reihe „Effects: Showcases“: CG Supervisor Ben White (Framestore) analysiert verschiedene Sequenzen des mit Robert Downey Jr. und Jude Law besetzten Actionfilms und erläutert die verschiedenen Techniken, die bei Framestore zur Anwendung kamen. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Präsentation liegt auf der finalen Wasserfall-Sequenz, die in Zeitlupe gedreht wurde.

Blockbuster zwischen zwei Welten: John Carter

Im Rahmen der Reihe „Effects: Showcases“ widmet die FMX dem 3D-Abenteuer John Carter – Zwischen zwei Welten drei ausführliche Präsentationen. Das Anfang März in den Kinos gestartete Science-Fiction-Epos basiert auf Edgar Rice Burroughs elfteiliger Mars-Zyklus-Buchreihe und enthält über 2.000 Visual Effect Shots, die von vier verschiedenen VFX-Unternehmen realisiert wurden.
Den Löwenanteil der Effekte in John Carter produzierten die in London ansässigen Experten von Double Negative. Visual Effects Supervisor und Co-Founder Peter Chiang diskutiert in seinem Vortrag „Creating the world of John Carter“ die besonderen Herausforderungen bei der Produktion der Effekte. Sein Kollege Ken McGaugh, Visual Effects Supervisor bei DNeg, erklärt in seiner Präsentation, wie die CG-Charaktere in der Science-Fiction-Welt zum Leben erweckt wurden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Erschaffung von Tharks, Thoates, Woola und den weißen, vierarmigen Affen im Hinblick auf Konzeption, Modeling, Rigging und Animation.
Die britische Firma Cinesite zeichnete für 830 Shots von John Carter verantwortlich und konvertierte knapp 90 Minuten des Films ins 3D-Format. Senior Visual Effects Supervisor Sue Rowe erläutert, wie Cinesite die aufregende Filmwelt am Computer kreiert hat: Dazu zählen unter anderem die verfeindeten Städte Zodanga und Helium, die große Luftschlacht, die digitalen Full-Screen-Doubles von John Carter und Prinzessin Dejah sowie der Altarraum der heiligen Therns, der mithilfe eines 360°-Green-Screens in einem 90 Meter hohen und 100 Meter breiten Raum stereoskopisch realisiert werden konnte.

Frostiger Animationsspaß: Ice Age 4 & Arthur Christmas

Mit den Ice Age-Filmen schufen die amerikanischen Blue Sky Studios eine der weltweit populärsten Animationsfilmreihen aller Zeiten. Seit 2002 lockten die Abenteuer von Sid, Scrat & Co. allein in Deutschland fast 25 Millionen Zuschauer ins Kino – eine einmalige Erfolgsgeschichte, die sich am 2. Juli mit Ice Age 4 – Voll verschoben auf der Leinwand fortsetzen wird. Bereits zwei Monate vor dem bundesweiten Kinostart widmen sich Supervising Animator Nick Bruno und Lead Animator Jeff Gabor, der vor wenigen Wochen für die Character Animation in Rio mit dem Annie Award ausgezeichnet wurde, in ihrer Präsentation „How do you Scrat?“ dem beliebtesten aller Ice Age-Charaktere. Die beiden Animations-Experten erläutern, wie das sympathische CG-Eichhörnchen Scrat gequetscht, gestreckt und verzerrt wird – und wie die Blue Sky Studios diese berühmten Extrem-Posen und Scrats ewige Jagd nach der Eichel realisieren.
Auch die britische Produktionsfirma Aardman Animations, international bekannt für ihre oscarprämierten Knetmassen-Animationen Wallace & Gromit, ist im Rahmen der Programmreihe „Animation Highlights“ auf der FMX vertreten: Director-Supervising Animator Seamus Malone erläutert dem Publikum die Arbeit am Weihnachtsfilm Arthur Christmas – beginnend bei der Ausgangsidee über die Story- und Charakter-Entwicklung bis hin zur abschließenden Animation des Films.

Auf zu neuen Ufern: Madagascar 3 & Die Piraten

Nicht minder positiv als die Ice Age-Filme wurde von Fachpresse und Publikum die Madagascar-Reihe von DreamWorks Animation aufgenommen. Im dritten Teil Madagascar 3: Flucht durch Europa erlebt der Kinobesucher das neueste Abenteuer des Löwen Alex, des Zebras Marty, der Giraffe Melman und der Nilpferddame Gloria nun erstmalig in 3D Stereo. Scott Peterson, Head of Effects bei DreamWorks Animation, blickt bereits fünf Monate vor dem bundesweiten Kinostart von Madagascar 3 hinter die CG-Kulissen und nimmt das Publikum auf die unfreiwillige Europa-Odyssee der beliebten Vierbeiner mit.
Einem weiteren Animationsabenteuer widmet sich Technical Director Tom Barnes (Aardman): Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen gilt als bisher ambitioniertester Stop-Frame-Film von Aardman Animations. Es ist die erste Stop-Motion-Arbeit, die das britische Unternehmen komplett in Digital 3D realisierte, und punktet mit einer bemerkenswerten Liebe zum Detail: Für die markante Optik des Films kamen bei der Produktion rund 340 Latexfiguren zum Einsatz. Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen startet Ende März in den deutschen Kinos.

Animation: Wild & Strange

Dass sich das Animations-Handwerk bei weitem nicht nur auf Hollywood-Blockbuster und populäre Familienunterhaltung beschränkt, verdeutlicht die von Andreas Hykade kuratierte Programmreihe „Animation: Wild ’n Strange“.
Regisseur Marv Newland erklärt, wie sein experimenteller Kurzfilm CMYK digitale und handgefertigte Symbole in bunten Farben mit Musik in Einklang bringt und dank der Animationstechnik zu einer Symphonie aus Farbe und Sound wird. Filmemacher Rosto A.D., dessen Stil an Tim Burton erinnert, erläutert die Animation seines 30-minütigen Musicalfilms The Monster of Nix, zu dessen Synchronsprechern unter anderem Tom Waits und Terry Gilliam zählen. Der skandinavische Jungregisseur Bo Mathorne illustriert den makabren, aber nicht minder beeindruckenden Look seines Animationsfilms Backwater Gospel – sein Abschlussprojekt an der dänischen Filmhochschule Animation Workshop. Und Kevin Chuan-Chang Wang von Next Media Animation erklärt die Produktion von Animated News, die häufig in kürzester Zeit hergestellt werden müssen, um schnelle Berichterstattung zu gewährleisten. Wang erläutert, wie sich der Produktionsprozess beschleunigt hat, seitdem Technologien aus dem Games-Bereich zum Einsatz kommen.

Zwei Dauerbrenner: SSX und Mortal Kombat

Gleich zwei Dauerbrenner unter den Videospielen stehen auf dem Programm des in diesem Jahr ausgebauten Games-Sektors. Senior CG Supervisor TJ Galda (EA Sports) veranschaulicht, wie die neueste Ausgabe der adrenalingeladenen Snowboard-Reihe SSX optisch noch einmal neue Maßstäbe setzt. Darüber hinaus erklärt er, wie trotz eines Budgets, mit dem vor einigen Jahren allenfalls fünfzehn Abfahrtpisten für den Spieler hätten realisiert werden können, in der neuesten SSX- Auflage über 100 verschiedene Drops auf 29 Berggipfeln erstellt werden konnten.
Auch die beliebte Mortal Kombat-Reihe, die seit mittlerweile zwanzig Jahren fest in der Spielelandschaft verankert ist, steht im Focus: Dominic Cianciolo, Cinematic Director der NetherRealm Studios, widmet sich in seiner Präsentation vor allem den kreativen Aspekten der Produktion. Ohne eine ausgefeilte Character Performance, realistische Fights und eine aufwändige Story-Entwicklung wäre die langjährige emotionale Bindung des Spielers an ein Franchise auch angesichts der großen Konkurrenz im Kampfspiel-Genre kaum zu realisieren.

Der Blick über den Tellerrand: Games und Transmedia

Nicht zuletzt weil sich die FMX seit jeher als internationaler Treffpunkt der zunehmend verschmelzenden Film- und Games-Industrie versteht, präsentiert sie nicht nur konkrete Fallstudien, sondern wirft den Blick auch über den Tellerrand hinaus. Rick Stringfellow, Executive Art Director von EA Sports, geht in seinem Vortrag der Frage nach, wie Qualität und Quantität vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Spielesektors, neuen Online-Distributionswegen und der zunehmenden Bedeutung von mobilen Endgeräten und Browser-Games gewährleistet werden können.
Warum die Microsoft Studios im vergangenen Sommer das Wort „Game“ aus ihrem offiziellen Titel gestrichen haben, erklärt Director of Central Media Ben Cammarano: Games verschmelzen immer stärker mit Filmen und interaktiven Medien und sind nur ein Beispiel für den Trend zur transmedialen Konvergenz. Dies stellt die Studios und Spieleentwickler vor allem im Hinblick auf Content und Budget vor erhebliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt.