Vergangenen Sonntag, den 12. Juli nahm die Essener Polizei einen professionellen Raubkopierer fest, der seine illegale Ware auf Trödelmärkten im Ruhrgebiet verkaufte. Die Beamten führten den polnischen Staatsangehörigen sowie einen weiteren Mann in Handschellen ab und beschlagnahmten knapp 140 Datenträger mit Musik- und Film-Raubkopien, über 2.000 Euro Bargeld, 15.000 unverzollte Zigaretten sowie einen PKW. Erkenntnisse verdeckter Ermittler der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) und des Interessenverbandes Deutscher Videohandel (IVD) trugen zu diesem Zugriff bei.

Gegen den Urheberrechtsverletzer aus Polen hatte die GVU bereits vor über zwei Jahren erstmalig Strafantrag wegen des Verkaufs von Raubkopien gestellt, damals in Köln. Gab es zunächst noch keinen Beweis für einen kontinuierlichen Handel, verdichten sich die Indizien für das professionelle Geschäft jedoch zu Jahresbeginn 2008. Denn im Februar letzten Jahres verkaufte der 32-Jährige erneut gebrannte DVDs mit je vier bis fünf aktuellen Kinofilmen – dieses Mal auf dem Trödelmarkt an der Essener Universität. In den folgenden Monaten bot er seine illegale Ware auf wechselnden Märkten in Essen, Wuppertal, Bochum und Mülheim an, erweitert auf gebrannte CD-Roms mit je elf Nintendo-DS-Spielen pro Datenträger. Mitarbeiter von IVD und GVU beobachteten dieses Treiben und gaben die Informationen an die örtlichen Polizeidienststellen weiter. Deren Beamte nahmen der Mann seit März 2008 mindestens sechs Mal vorläufig fest.

Gegen Sicherheitsleistung wurde der Raubkopierer, gegen den die GVU bislang insgesamt acht Strafverfahren anhängig gemacht hatte, jedoch jedes Mal umgehend auf freien Fuß gesetzt. Ein fester Wohnsitz innerhalb der Europäischen Union sprach gegen Fluchtgefahr. Zudem reichten die Mengen der jeweils sichergestellten Beweismittel nicht aus. So bewahrte er den Raubkopien-Nachschub stets an Orten außerhalb seines Verkaufsstandes auf. Sämtliche Einnahmen ließ er laufend beiseiteschaffen. In den bereits laufenden Verfahren kam eine Durchsuchung von Privat- oder Geschäftsräumen deshalb nicht zustande, weil der Mann keine feste Adresse in Deutschland hat. Jedoch enttarnten GVU und IVD bis Ende 2008 durch intensive gemeinschaftliche Ermittlungen die Logistik und Arbeitsmethoden hinter dem schwunghaften Handel.

Nach diesen Erkenntnissen kaschierte der Urheberrechtsverletzer infolge der wiederholten Festnahmen sein illegales Geschäft zuletzt, indem er auf seinem kleinen Verkaufstisch nur unverdächtige Film-DVDs und Musik-CDs auslegte. Auch am 12. Juli zeigte er potentiellen Raubkopien-Interessenten verkleinerte Filmcover anhand derer die Kunden auswählen konnten. Die Datenträger holte er am fraglichen Sonntag bei Kaufabschluss unter einem entfernten Verkaufsstand zweier Frauen hervor. Dann drängte er die Käufer, die illegale Ware schnell einzustecken. Am PKW des Raubkopien-Händlers hielt sich die meiste Zeit ein weiterer Mann auf. Dort – so konnten die Ermittler ausfindig machen – wurden die Einnahmen unter dem Autoradio versteckt.

Auf Grundlage dieser Beobachtungen gelang der Polizei nun der erfolgreiche Zugriff. Das Auto soll von den Behörden nach weiteren Geheimfächern intensiv durchsucht werden. Die GVU stellt erneut Strafantrag. Wegen des Zigarettenschmuggels droht dem Festgenommenen zudem jetzt auch ein steuerrechtliches Verfahren.

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