Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) bilanziert das Kalenderjahr 2006 als erfolgreich. Die Organisation hat im Berichtsjahr ihren strategischen Ansatz konsequent in die Praxis umgesetzt und ihre Aktivitäten noch stärker als in den Vorjahren auf solche Tätergruppen konzentriert, die durch ihr Verhalten erst die Voraussetzungen für eine massenhafte illegale Verbreitung von Filmen und Software geschaffen haben: Erstverursacher an der Spitze der Verbreitungskette und Quellen sowie Ersteller von Raubkopien.

Daher hatte die GVU auch im Jahr 2006 insbesondere solche Tätergruppen im Visier, die für die Veröffentlichung von urheberrechtlich geschützten Werken in die illegalen Verbreitungswege verantwortlich sind. Dazu gehören die so genannten Supplier, Personen, die Originalprodukte oder Teile hiervon – d.h. Bild oder Ton – beschaffen; die „Release Groups“, deren Mitglieder diese Teile zusammenfügen und die illegalen Kopien auf leistungsfähigen Internetservern – so genannten Topsites – einstellen; die Gruppe der „Faciliators“, die das illegal erstellte Material im Internet für die massenhafte Verbreitung etwa in Netzwerken zur Verfügung stellen (sog. First Seeder) oder hierfür die technischen Voraussetzungen schaffen (z.B. Betreiber von Trackern oder Portalseiten) sowie Personen, die illegale Kopien gegen Bezahlung auf Datenträgern oder über das Internet vertreiben.

Insgesamt wurden bei diesem qualifizierten Vorgehen im Jahr 2006 durch die GVU 1.843 Verfahren eingeleitet (2.549 im Jahr 2005) und 1.475 initiierte Verfahren abgeschlossen (1.500 im Jahr 2005). Die GVU unterstützte die Strafverfolgungsbehörden bei insgesamt 1.308 Durchsuchungsmaßnahmen als sachverständiger Zeuge (1.737 im Jahr 2005). Im Rahmen von Strafverfahren wurden durch die Strafverfolgungsbehörden 552.731 Gegenstände beschlagnahmt (516.507 im Jahr 2005), davon waren rund 70 % mit Filmen bespielt. Als weitere Folge einer verstärkten Fokussierung auf bestimmte Tätergruppen konnte die Anzahl der Verfahren, die mit einer Verurteilung des Täters abgeschlossen wurden, um etwa 20% gesteigert werden.

„Durch unsere zugespitzte Vorgehensweise haben wir im Jahr 2006 zwar insgesamt weniger Verfahren eingeleitet als im Vorjahr, diese hatten aber eine wesentlich höhere Wirkung in Bezug auf die Quellen des illegalen Vertriebsnetzes. Mehr denn je galt im Kalenderjahr 2006 die Devise: Qualität geht vor Quantität“, bewertet Ronald Schäfer, Geschäftsführer der GVU, die Ergebnisse und fügt hinzu: „Das Phänomen der Massenverbreitung wird dabei von uns weder übersehen noch sehen wir dem tatenlos zu – Maßnahmen strafrechtlicher Natur können allerdings nur im Bereich der Verursacher dieses Phänomens ihre volle Wirkung entfalten.“ Gleichwohl unterstützt die GVU Initiativen der Branche, auch gegen Massenverbreitung beispielsweise durch technische Maßnahmen vorzugehen.