Der Kultur- und Medienausschuss des Bundestages hat am Mittwoch einen Antrag der Koalitionsfraktionen abgesegnet, dem zufolge die Bundesregierung in Deutschland künftig einen Preis für Computerspiele vergeben soll. In dem vorgelegten Text, der auf Initiative der SPD zustande gekommen ist, wird die Regierung dazu aufgefordert, einen Wettbewerb einzuleiten, sodass die erste Preisvergabe noch in diesem Jahr erfolgen kann. Unter dem Motto „Wertvolle Computerspiele fördern, Medienkompetenz stärken“ wollen die Initiatoren vor allem auf den kulturellen Wert von Computerspielen aufmerksam machen und die öffentliche Diskussion zu diesem Thema von der ihr anhängenden Negativlastigkeit befreien.

„In Deutschland ist die öffentliche Debatte zum Thema Computerspiele leider sehr einseitig“, erklärt Damir Stipic, persönlicher Referent des medienpolitischen Sprechers der SPD, im Gespräch mit pressetext. Verantwortlich hierfür sei nicht zuletzt auch die fast ausschließlich negative Berichterstattung in den Medien. „Eine vernünftige öffentliche Diskussion sollte hier mehr als nur die ‚Killerspiele‘-Thematik beinhalten“, meint Stipic. Nur etwa fünf Prozent der am Markt befindlichen Spiele hätten deratig bedenkliche Inhalte. „In der Diskussion mit den Bürgern hat sich herausgestellt, dass das Wissen über den Rest der Industrie großteils fehlt“, schildert der SPD-Referent. Ziel der Initiative sei es deshalb, das Bild der Computerspieleindustrie in der Öffentlichkeit wieder ins rechte Licht zu rücken.

„Es geht uns mit dem eingebrachten Antrag auch darum, den Wert des Kulturgutes Computerspiel deutlich zu machen“, erläutert Stipic. Die Vergabe eines entsprechenden Preises sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Signal für die Öffentlichkeit. „Computerspiele sind ein sehr kreativer und spannender Teil von Kultur. Zugleich sind sie ein wichtiger und innovativer Sektor der Kreativwirtschaft in Deutschland“, heißt es dazu in einer Aussendung von Monika Griefahn, der Sprecherin der Arbeitsgruppe für Kultur und Medien. Es gebe zahlreiche qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele. Diese sollen nun, so hoffen zumindest die Antragsteller, durch einen eigenen Preis gefördert werden.

Bereits Mitte Dezember ist im Zuge der Preisverleihung des Deutschen Entwicklerpreises durchgesickert, dass die EU-Kommission vorhat, Computerspiele offiziell als Teil der Kultur zu bestätigen. Diese wurden bislang vorwiegend als Konsum- und nicht als Kulturgut betrachtet. „Mit der aktuellen Initiative unternehmen wir den Versuch, ein Umdenken in den Köpfen der Menschen herbeizuführen“, so Stipic. Der Deutsche Bundestag habe für die Preisvergabe 2008 bereits 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zudem habe man auch schon zahlreiche Zusagen für Fördergelder aus der Industrie erhalten. Ãœber den genauen Ort und Zeitpunkt der Preisverleihung sei man sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht im Klaren.

Quelle: pressetext.at