Deutsche Computerspiele-Hersteller befinden sich auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz – so lautet der Grundtenor einer parlamentarischen Veranstaltung, die heute im Vorfeld des Deutschen Computerspielpreises in Berlin stattfand. Zu der Preview geladen hatten der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU), der Bundesverband der Entwickler von Computerspielen (G.A.M.E.) e.V. sowie die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Nach Redebeiträgen, bei denen die große Bedeutung des Deutschen Computerspielpreises und des Jugendmedienschutzes unterstrichen wurde, hatten die Abgeordneten die Gelegenheit, selbst zu spielen und mit den Herstellern zu diskutieren.

Computerspiele haben sich als feste Größe in der deutschen Unterhaltungs¬industrie etabliert. Laut einer aktuellen Statistik von BIU und GfK spielten in 2009 mehr als 23 Millionen Deutsche auf Konsolen, dem PC oder mobilen Geräten. 57,7 Millionen Spiele wurden 2009 deutschlandweit verkauft, ebenso viele wie im Jahr zuvor. Damit hat sich die Branche im vergangenen Krisenjahr als überaus robust erwiesen.

Das hohe Niveau deutscher Computerspiele konnte bereits bei der Premiere des Deutschen Computerspielpreises in 2009 eindrucksvoll demonstriert werden. Vor allem das Fantasy-Rollenspiel „Das Schwarze Auge – Drakensang“ von dtp entertainment/Radon Labs überzeugte damals die Jury und wurde sowohl als Bestes Jugendspiel als auch als Bestes Deutsches Spiel ausgezeichnet. In diesem Jahr wird „Anno“ des Spiele-Publishers Ubisoft als Favorit gehandelt. Gleich drei Spiele der Anno-Reihe sind in unterschiedlichen Kategorien nominiert. Die Relevanz des Deutschen Computerspielpreises für die Förderung deutscher Spielehersteller betonte Thomas Jarzombek, zuständiger Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion und Schirmherr der Veranstaltung: „Computerspiele sind ein Leitmedium für junge Leute und haben kulturell großen Einfluss auf Kinder und Jugendliche. Der Deutsche Computerspielpreis setzt diesbezüglich wichtige Akzente, indem die deutsche Spiele-Industrie sowohl finanziell als auch ideell unterstützt und insgesamt mehr Kultur beim Spielen gefördert wird“.

Der internationale Konkurrenzdruck ist hoch

Wie gut sich ein Spielehersteller den technischen Entwicklungen im Markt anpassen kann, stellt für Olaf Wolters, Geschäftsführer des BIU, einen kritischen Erfolgsfaktor in der Spiele-Branche dar: „Anno ist ein gutes Beispiel dafür, dass für ein erfolgreiches Spiel nicht nur Kreativität, sondern auch technische Finesse gefragt ist. So ist die Gaming-Industrie maßgeblich von technischen Innovationen abhängig, insbesondere wenn es um die Spiele-Plattformen geht. Den Herstellern von Spiele-Software verlangen diese Entwicklungen ein hohes Maß an Flexibilität ab. Bewegungssteuerung oder 3D-Technologien – wer nicht am Ball bleibt, verpasst schnell den Anschluss auf internationaler Ebene“.

Wie groß der internationale Konkurrenzdruck für Spiele deutscher Hersteller ist, verdeutlicht die Nominierungsliste in der Kategorie „Bestes Internationales Spiel“, in der in diesem Jahr erstmals Spiele für alle Altersgruppen zu finden sind. „Blockbuster wie „Uncharted 2: Among Thieves“ von Sony Computer Entertainment oder „Dragon Age Origins“ von Bioware/Electronic Arts zeigen, wie hoch die Messlatte gerade bei Spielen für anspruchsvolle ältere Zielgruppen liegt – auch hier sollte die deutsche Games-Industrie im internationalen Vergleich den Anschluss nicht verlieren“.

USK: Alterskennzeichnungen einheitlich gestalten

Neben der Vorstellung der nominierten Spiele stand das Thema Jugendschutz im Zentrum der Veranstaltung. In seiner Rede betonte Felix Falk, Geschäftsführer der USK: „Wir als USK stehen weiterhin für die Einheitlichkeit, Transparenz und Qualität von Alterskennzeichen bei Computerspielen und werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen“. Dies sagte er insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Wandels des gesetzlichen Jugendmedienschutzes. Durch die Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages, soll künftig die Vergabe von Alterskennzeichnungen auch im Internet möglich werden. Mit den vorgeschlagenen Neuregelungen sei zu befürchten, dass zukünftig immer mehr Selbstkontrollen mit neuen Verfahren und neuen Kennzeichen Computerspiele klassifizieren können. Solch eine Situation verwirre Verbraucher und Hersteller und drohe einen wirksamen Jugendmedienschutz zu unterlaufen. Die betreffenden Regelungen wurden unlängst auch vom Deutschen Kinderschutzbund kritisiert. Dieser befürchtete, dass der Jugendschutz ausgehebelt und aus der bislang einheitlichen Situation ein Kennzeichnungsmarkt gemacht würde.

Dazu auch der Bundestagsabgeordnete Jarzombek: „Die Kennzeichen der USK funktionieren, denn sie hat die Kompetenz im Bereich der Computerspiele. Deshalb muss die USK weiter ihre zentrale Rolle im Jugendmedienschutz behalten“.