Der deutsche Gamesmarkt hat im internationalen Vergleich auch das Spiele-Krisenjahr 2010 überraschend gut überstanden. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) vermeldet auf Basis von Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 1,56 Mrd. Euro Umsatz aus dem Verkauf von Computer- und Videospielen, was dem Vorjahresniveau entspricht. Die Vergleichbarkeit zum Vorjahr ist aber nur bedingt gegeben. In den Zahlen für 2010 sind erstmals auch Digitalumsätze aus dem Downloadverkauf von Spiele-Vollversionen enthalten. Im vergangenen Jahr erreichte der deutsche Markt den gleichen Umsatz ohne die neuen Vertriebswege. Zu diesem frühen Zeitpunkt verzichtete der BIU anders als 2009 zudem noch auf die Umsatzzahlen aus dem Hardwareverkauf. Diese werden aber nachgereicht, wie der Verband gegenüber GamesMarkt bekräftigte.

„Nachdem wir zum Halbjahr noch einen Umsatzrückgang von 4 Prozent vermelden mussten, freuen wir uns das Gesamtjahr im Bereich der Games-Software mit einer schwarzen Null abschließen zu können. Dazu beigetragen haben neben einer Vielzahl verkaufsstarker Titel in der zweiten Jahreshälfte vor allem die neuen Bewegungssteuerungen PlayStation Move und Kinect für Microsoft Xbox 360, die zum Jahresende in den Handel kamen und mit einem attraktiven Spieleangebot für neue Wachstumsimpulse sorgten“, erläuterte BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters.

Insgesamt wurden den GfK-Zahlen zufolge im vergangenen Jahr 57,8 Mio. Spiele in Deutschland verkauft. 2009 waren es etwa 57,7 Mio. Der Durchschnittspreis für Spiele ging um ein Prozent auf 26,93 Euro zurück. In der Betrachtung der einzelnen Plattformen zeigt sich, dass die hochkarätigen PC-Veröffentlichungen der Plattform im vergangenen Jahr zu einem leichten Aufschwung verholfen haben, während der Handheld-Markt stark nachgegeben hat. Der Umsatz aus dem Verkauf von PC-Spielen erreichte 443 Mio. Euro (+ sieben Prozent). Bei 24,6 Mio. verkauften PC-Spielen machte dies einen Durchschnittspreis von 18,00 Euro (+ drei Prozent). Für die TV-basierten Konsolen wurden 23,6 Mio. Spiele (+ zwei Prozent) für durchschnittlich 37,48 Euro (+ ein Prozent) verkauft. Das macht einen Gesamtumsatz von 884 Mio. Euro (+ drei Prozent). Die Einnahmen aus dem Verkauf von Handheldsoftware gingen um 22 Prozent auf 230 Mio. Euro zurück. Der Absatz erreichte 9,6 Mio. Stück (- 13 Prozent), der Durchschnittspreis ging um zehn Prozent auf 23,88 Euro zurück.

Mit einem Umsatzanteil von 57 Prozent entfällt der Löwenanteil der Einnahmen im Gesamtmarkt auf Konsolensoftware. Die niedrigeren Durchschnittspreise bei PC-Spielen sorgten dafür, dass die nach Absatz stärkste Plattform im Umsatzmix mit 28 Prozent nur die zweite Geige spielt. Denn nach Stückabsatz liegt der PC weiter unangefochten vorn. 43 Prozent aller 2010 im deutschen Markt verkauften Spielen waren PC-Games. 41 Prozent kamen aus dem Konsolen-, 17 Prozent aus dem Handheld-Lager.

2010 an Bedeutung gewonnen hat zudem der digitale Vertrieb. Drei Prozent vom Gesamtumsatz wurde 2010 digital geschrieben. Im Vergleich zu 2009 ein Zuwachs um einen Prozentpunkt. Da auch in diesem Bereich der PC mit seinen niedrigeren Spielepreisen Vorreiter ist, sieht die Situation beim Absatz schon ganz anders aus. Sieben Prozent aller 2010 verkauften Spiele wurden demnach als digitaler Download erworben (+ drei Prozentpunkte).

Im Vergleich zu den internationalen Märkten in den USA, UK oder Japan blieben die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf den deutschen Spielemarkt also begrenzt. Für den BIU soll es das dann auch gewesen sein. 2011 wird der Markt wieder auf Wachstumskurs einschwenken, prognostiziert Wolters: „Der Games-Markt wird sich 2011 weiter erholen. Vor allem im Bereich der mobilen Spielkonsolen erwarten wir mit dem Nintendo 3DS und der Next Generation Portable von Sony eine Kehrtwende. Mit der bevorstehenden Einführung der neuen Handheld-Generation gehen wir davon aus, dass der Markt 2011 bis zu drei Prozent wachsen wird.“

In den kommenden Wochen wird der Verband weitere Zahlen zu einzelnen Teilsegmenten nachreichen und so ein noch detaillierteres Bild der Marktentwicklung zeichnen. Neben den Hardwarezahlen stellte der BIU Material zum Umsatz aus dem Verkauf virtueller Güter, Abonnements und Mobile Games in Aussicht, die in den heute vorgelegten Zahlen noch fehlen.

Quelle: GamesMarkt.de