Selten zuvor war im Vorfeld eines Amoklauf Intention und Vorbereitung des Täters so gut dokumentiert wie im jüngsten Fall des 18-Jährigen aus dem westfälischen Emsdetten, der am 20. November wohl nur knapp daran gehindert wurde, unter Schülern und Lehrern seiner ehemaligen Schule ein Blutbad anzurichten. Das Bild, das sich auch für den Laien aus Foren- und Blogeinträgen, Internetvideos und Abschiedsbriefen ergibt, zeigt einen zutiefst verstörten, deprimierten jungen Mann, der mit seiner Lebenswirklichkeit nicht zurechtkam.

Nichtsdestotrotz kommt in Bundespolitik auch nach dem Amoklauf von Emsdetten reflexartig die Forderung nach einem Verbot sogenannter „Killerspiele“ auf die Tagesordnung. Als Hardliner gab sich offenbar schon Stunden nach der Tat Wolfgang Bosbach, Vizevorsitzender der Unionsfraktionen im Bundestag. Gegenüber der „Netzeitung“ forderte Bosbach: „Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass der 18-jährige Täter sich über einen längeren Zeitraum und intensiv mit sogenannten Killerspielen beschäftigt hat, müsste der Gesetzgeber nun endlich handeln.“

Ins gleiche Horn stieß auch Jörg Schönbohm, Innenminister in Brandenburg, der schon in der Vergangenheit des Öfteren an vorderster Front der Gameskritiker stand: „Killerspiele leisten einen verhängnisvollen Beitrag zur leider wachsenden Gewaltbereitschaft und fördern aggressives Verhalten. Deshalb muss konsequent gegen Spiele vorgegangen werden, die Gewalt verherrlichen.“ Und obwohl die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) erst kürzlich auch das Vertrauen der Bundesregierung ausgesprochen bekam, schoss Schöhnbohm erneut gegen die Prüfer aus Berlin. Offensichtlich, so der Unions-Politiker, urteile die USK zu lasch, die Urteile stünden nicht im Einklag mit dem Jugendmedienschutz.

Doch auch differenziertere Meinungen sind zu hören. SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz etwa begrüßte zwar die Diskussion um ein Verbot von Spielen mit Gewaltinhalt, einen Kausalzusammenhang zwischen blutigen Spielen und ausgelebter Brutalität erkannte der Politiker aber nicht an. Die generelle Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendgewalt habe nun oberste Priorität, forderte Wiefelspütz in den Medien eine Ausweitung der Diskussion.

Gänzlich gegen ein „Killerspiel“-Verbot sprach sich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen aus. „Wenn die Informationen zutreffen, dass der Täter gesellschaftlich isoliert war und seine Zeit hauptsächlich mit dem Spielen von Killerspielen verbracht hat, dann muss jetzt verstärkt eine Debatte um Förderung von Medienkompetenz und einer sinnvollen Computernutzung geführt werden“, zitiert „Spiegel Online“ den Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck.

Quelle: GamesMarkt.de