Am letzten Donnerstagabend wurde im Rahmen einer glanzvollen Preisverleihungsgala zum zweiten Mal der mit einer halben Million Euro dotierte Deutsche Computerspielpreis 2010 vergeben. Die Verleihung im Kuppelsaal des Berliner Congress Centrums bcc wurde von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, MdB, und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnet.

Der Deutsche Computerspielpreis 2010 wird von den Branchenverbänden BIU e.V., BVDW e.V. und G.A.M.E. e.V. gemeinsam mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vergeben und vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.

Alle Gewinner Deutscher Computerspielpreis 2010:

Bestes Deutsches Spiel (100.000 Euro)
Anno 1404 für PC, Publisher: Ubisoft GmbH, Düsseldorf (Entwickler: Related Designs, Mainz)

Bestes Kinderspiel (75.000 Euro)
Capt’n Sharky, Publisher: Tivola Publishing GmbH, Berlin (Entwickler: Web VV GmbH)

Bestes Jugendspiel (75.000 Euro)
The Whispered World, Publisher: Deep Silver, München (Entwickler: Daedalic Entertainment GmbH, Hamburg)
Dieses Spiel, das von der Jury in der Kategorie Bestes Kinderspiel nominiert war, wurde in dieser Kategorie nachnominiert.

Bestes mobiles Spiel (50.000 Euro)
Giana Sisters, Publisher: dtp entertainment GmbH, Hamburg (Entwickler: Spellbound, Kehl am Rhein sowie Bitfield, Berlin)

Bestes Serious Game (50.000 Euro)
ExperiMINTe, Publisher: IW Medien GmbH, Köln (Entwickler: Zone 2 Connect GmbH, Meerbusch sowie Entertrain Software GmbH, Mainz)

Bestes Browsergame (50.000 Euro)
WeWaii, Travian Games GmbH, München (Publisher und Entwickler)

Bestes Konzept aus Studentenwettbewerb (35.000 Euro)
Night of Joeanne, Mediadesign Hochschule, Düsseldorf

Bestes Konzept aus Schülerwettbewerb (15.000 Euro)
GooseGogs, Nikolaus-August-Otto-Schule, Bad Schwalbach

Bestes Internationales Spiel (Ohne Preisgeld)
Dawn of Discovery, Publisher: Ubisoft GmbH, Düsseldorf (Entwickler: Related Designs, Mainz)
Dieses Spiel wurde von der Jury nachnominiert. Die Möglichkeit, in einzelnen Kategorien Spiele nachzunominieren, ist in den Richtlinien des Deutschen Computerspielpreises ausdrücklich vorgesehen.

Keine Nominierung „Bestes Online Lernspiel“
Die Jury hat in diesem Jahr in der Kategorie „Bestes Online Lernspiel“ keinen Titel nominiert, da nicht genügend Spiele eingereicht wurden, die der Zielsetzung des Preises, kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele zu fördern, entsprachen. Somit gab es keine Auszeichnung in dieser Kategorie.

Aktuelle Fotos der Preisverleihung finden Sie ab ca. 23 Uhr auf www.deutschercomputerspielpreis.de.
Die Jurybegründungen:

Bestes Deutsches Spiel: Anno 1404 für PC
Die Jury: „Bei Anno handelt es sich um ein sehr aufwendiges, liebevoll gestaltetes und sehr ausdifferenziertes Aufbau-Strategiespiel mit großer Spieltiefe. Die historisch angesiedelte Wirtschaftssimulation enthält sich im Schwierigkeitsgrad steigernde Handlungsmöglichkeiten, durch die das Erkennen von zum Teil auch komplexen Zusammenhängen gefördert wird. Das Spiel propagiert ein friedliches Miteinander sowie den Austausch unterschiedlicher Kulturen, das Spielerleben ist abwechslungsreich und vielschichtig. Auch müssen ab und zu Rückschläge verkraftet werden. Anno 1404 besticht zudem mit einer großartigen Grafik.“

Bestes Kinderspiel: Capt’n Sharky
Die Jury: „Endlich ein Spiel, das wirklich für Kinder konzipiert wurde und das sie durch die mobile Konsole an verschiedenen Orten spielen können. Capt?n Sharky richtet sich an Kinder ab 4 Jahren (und darüber hinaus) und ist eine Lernsoftware für die Vorschule. Die Kinder lernen hier unter anderem Buchstabenerkennung, Zahlen erkennen und zählen, Farben und Formen unterscheiden und zuordnen. Auch erste Übungen in englischer Sprache gehören dazu. Besonders überzeugend war neben den drei Schwierigkeitsgraden die unglaubliche Fülle an Aufgaben und Möglichkeiten. Gerade Kinder ab 4 Jahren werden durch den Sprecher und die intuitive Steuerung an die Hand genommen. Alle Möglichkeiten der Plattform sorgen für reichlich Abwechslung. Dabei werden die Kinder von den Aufgaben nicht überfordert. Besonders positiv fiel der Jury auf, dass das Spiel auch in türkischer Sprache spielbar ist und somit einen Beitrag zur Integration leisten kann.“

Bestes Jugendspiel: The Whispered World
Die Jury: „Kinder lieben Rätsel. Dieses wunderschön gestaltete Adventure besticht durch seine spannende Geschichte, dichte Atmosphäre, tolle Musik, gute Sprecher und eine gehörige Portion Witz. Die Geschichte hat Tiefe, die Figuren sind interessant, vielschichtig und gut durchdacht. Der melancholische Clown Sadwick macht sich auf den Weg, die Welt zu retten. Begleitet wird er von seinem Freund Spot- und dem Spieler. Die Rätsel haben es in sich und sind nicht immer leicht zu lösen. Aber gerade das fordert die Kinder ab ca. zehn
Jahren heraus. Kommen sie mal nicht weiter, suchen sie in der Kommunikation zu Erwachsenen und anderen die Lösung. Einige knackige Rätselnüsse laden dazu ein, gemeinsam zu brüten, zu probieren und zu lösen.“

Bestes mobiles Spiel: Giana Sisters
Die Jury: „Giana Sisters ist ein Retro Jump & Run aus der Side-Scrolling Perspektive für Nintendo DS, inspiriert von Giana Sisters für C64/Amiga bzw. dem Original Nintendo–Super Mario Brothers Spiel. Das Spiel bietet eine nette Einführung mit geringer Zugangsschwelle, ist für Männer wie Frauen attraktiv und enthält nur minimale aggressive Elemente. Die Verwandlung von der „netten Giana“ hin zur „Punk-Lady“ und zurück wird durch vom Spieler kontrollierbare Spielelemente geregelt. Das Spiel besticht durch einfache
Bedienung, schöne plattformadäquate Steuerungselemente, charmante Retro-Musik und -Grafik sowie durch gelungene Charakter Designs und Animationen. Giana Sisters ist explizit für die Plattform gut geeignet und
bietet dank einer präzisen Steuerung für Jump & Run Fans Unterhaltung auf überzeugendem Niveau. Für Action-Freunde sowie alle Anhänger des Giana-Kults zu empfehlen.“

Bestes Serious Game: ExperiMINTe
Die Jury: „Das Spiel macht naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge in spielerischer Form erfahrbar. Dabei kommen eher abstrakt gestaltete theoretische Einführungen und stärker unterhaltende Minispiele zum Einsatz, die Phänomene von Hydraulik bis hin zu Informatik und technischem
Zeichnen anschaulich und so verständlich machen. Das Spiel ist insbesondere als Ergänzung für den Unterricht gut geeignet. Durch den explorativen Ansatz soll es Schüler und Auszubildende beim Lernen motivieren. Ins Spiel integriert sind Web-Links zur weiterführenden Informationen über technische
Ausbildungsberufe und Studiengänge. Das Spiel kann ohne jede Installation direkt von einem ansprechend gestalteten USB-Stick gestartet werden und ist so mit geringem Aufwand überall einsetzbar.“

Bestes Browsergame: WeWaii
Die Jury: „In der Hotelmanagementsimulation WeWaii übernimmt der Spieler die Rolle eines Hotelmanagers, dessen oberste Devise es ist, die Urlaubsträume seiner Gäste wahr werden zu lassen. Er kümmert sich dabei nicht nur um den strategischen Auf- und Ausbau seiner Hotelanlage, sondern auch um die Akquisition von neuen Gästen bspw. durch gezielte Werbekampagnen. Die Zufriedenheit jeden Gastes ist wichtig, da sie dem Hotelmanager Erfahrungspunkte bringt und damit für den guten Ruf seines Hotels sorgt.
Herausfordernd ist, dass der Spieler mit einer baufälligen Anlage beginnt, die es zu einem 5-Steren-Resort auszubauen gilt. WeWaii ist ein ansprechend gestaltetes, anspruchsvolles Managementspiel mit leichtem Einstieg und hat das Potenzial der Langzeitmotivation. Bei diesem Spiel steht der Aufbaucharakter im Vordergrund, es gibt keinen Konkurrenzgedanken. Auch wenn Micro-Payment vorhanden ist, spielt das für das Game keine Rolle.“

Bestes Konzept aus Studentenwettbewerb: Night of Joeanne
Die Jury: „Das Spiel nutzt das traditionelle Genre des Survival Horror Games, um das Thema der psychotischen Krankheit in den Fokus zu rücken. Dabei wird das Angsterleben eines Kindes und die verbundene Hilflosigkeit gegenüber der Erwachsenenwelt als Spielelement zentral eingesetzt. Die Welt tritt Spielerin und Protagonistin gleichermaßen als verzerrt und bedrohlich entgegen, doch finden sich im Gegensatz zu anderen Spielen keine Waffen, um den Schrecken zu besiegen, sondern allein Flucht und Versteck sind als Mittel einsetzbar. Damit wird auch das Game Design intelligent in das Setting verwoben und überzeugt durch Mut. Auch wenn das Spiel auf Grund seines Settings nicht für Kinder geeignet ist, wird hier sowohl Schwäche für die Spieler erfahrbar gemacht als auch ein schwieriges Thema zugänglich umgesetzt, weswegen es als wertvoll im Sinne der Einreichungsregeln gewertet werden kann.“

Bestes Konzept aus Schülerwettbewerb: GooseGogs
Die Jury: „Das Spiel überzeugt durch ein klares Design welches durch einige originelle Ideen das klassische Jump’n’Run Genre erweitert. Zudem ist die Umsetzung sowohl sauber als auch technisch intelligent gelöst. Eine eigene und gut gewählte klare Bildsprache rundet die Einreichung ab. Die weitere Umsetzung des Projekts kann uneingeschränkt zur Förderung empfohlen werden.“

Bestes Internationales Spiel: Dawn of Discovery
Die Jury: „Dawn of Discovery ist die internationale Version des Spieles Anno. Sie ist insbesondere im europäischen Ausland sehr erfolgreich. Es handelt sich um ein sehr aufwendiges, liebevoll gestaltetes und sehr ausdifferenziertes Aufbau-Strategiespiel mit großer Spieltiefe. Die historisch angesiedelte Wirtschaftssimulation enthält sich im Schwierigkeitsgrad steigernde Handlungsmöglichkeiten, durch die das Erkennen von z.T. auch komplexen Zusammenhängen gefördert wird. Das Spiel propagiert ein friedliches
Miteinander der sowie den Austausch unterschiedlicher Kulturen, das Spielerleben ist abwechslungsreich und vielschichtig. Auch müssen ab und zu Rückschläge verkraftet werden. Dawn of Discovery besticht
zudem mit einer großartigen Grafik.“

Über den Deutschen Computerspielpreis
Der Deutsche Computerspielpreis ist eine gemeinsame Initiative der deutschen Politik und Wirtschaft und wurde von der Bundesregierung auf Initiative des Deutschen Bundestags zusammen mit den Branchenverbänden ins Leben gerufen. Im Vordergrund steht die Förderung innovativer, kulturell und
pädagogisch wertvoller Computerspiele. Die Preisgelder werden je zur Hälfte vom Kulturstaatsminister und den Branchenverbänden zur Verfügung gestellt. Ausgewählt werden die Preisträger von einer unabhängigen Jury. Neben Wissenschaftlern, Vertretern der Medienpädagogik und des Jugendmedienschutzes gehören ihr auch Vertreter der Politik und der Spielbranche an. Die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises
2010 wird von dem erfahrenen Showproduzenten Werner Kimmig und seinem Team umgesetzt und vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.

Die Veranstalter:
? Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister      Bernd Neumann, MdB
? Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V. (G.A.M.E.)
? Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW)
? Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU)

Die Partner:
? Medienboard Berlin-Brandenburg
? Medientage München