Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) hat anlässlich des diesjährigen DACH Branchenforum ihren Jahresbericht 2009 veröffentlicht. Ab sofort steht das 29 Seiten starke Dokument auch auf der Webseite der Organisation zum Download bereit. Inhaltlich erhält der Leser zunächst einen Überblick über Trends bei der illegalen Verwertung von Filmen, TV-Serien und Games im deutschsprachigen Raum. Danach benennt der Bericht Entwicklungen in den Bereichen Rechtsanwendung, Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Durchsetzung von Urheber- und Leistungsschutzrechten. Anschließend beschreibt die GVU ihre Strategie in den Tätigkeitsbereichen Information, Prävention, Sanktion und Interessenvertretung, gefolgt von den statistischen Ergebnissen ihrer Arbeit im Kernbereich „Sanktion“.

Zur Unterstützung der Strafverfolgungsbehörden verfolgte die Organisation in 2009 weiterhin ihre Strategie, vornehmlich gegen Täter an der Spitze der illegalen Verbreitungspyramide sowie an den Schnittstellen zur illegalen Massenverbreitung zu ermitteln. Der bereits 2008 beobachtete Trend zu einer zunehmenden Professionalisierung dieser Tätergruppen setzte sich 2009 fort.

686 neue Ermittlungen wegen Urheberrechtsverletzungen
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 686 neue Ermittlungen gegen Urheberrechtsverletzungen aufgenommen. In den Kernbereichen – das strafrechtliche Vorgehen gegen digitale Hehler sowie gegen die Release-Gruppen-Szene – begannen die Verfahren fast ausschließlich mit Vorermittlungen durch die GVU. Diese Anzahl ist mit 232 Vorgängen gegenüber 2008 (221 Vorgänge) angestiegen. Mehr als verdoppeln konnte die Organisation die Anzahl neu aufgenommener gemeinschaftlicher Ermittlungen durch GVU und Strafverfolgungsbehörden. Dabei handelt es sich beispielsweise um Folgeverfahren gegen die Teammitglieder und damit Mitbetreiber von geschlossenen Trackern, die bereits Verfahrensgegenstand sind.

Mehr als 820 Verfahren eingeleitet
2009 konnte die GVU dazu beitragen, dass 826 Verfahren eingeleitet wurden. „Der Umstand, dass sich die GVU auf Anbieter besonders umfangreicher und aktueller illegaler Angebote konzentriert, stößt bei den Behörden auf positive Resonanz“, erläutert Dr. Matthias Leonardy, Geschäftsführer der GVU. „Alle von der GVU angezeigten Fälle mündeten in Urheberstraf- und Markenverfahren.“ Hierzu zählen neun Payserverringe, die insgesamt ein illegales Angebot an Filmen, TV-Serien und Games im Wert von 2,5 Millionen Euro offerierten. Eine im März des Berichtszeitraums angezeigte Portalseite listete Links zu weit mehr als 65.000 raubkopierten audiovisuellen Inhalten, darunter mehr als 27.000 urheberrechtlich geschützte Inhalte von GVU-Mitgliedern mit einem rechnerischen Gesamtwert von über 360.000 Euro.

Bezug zum Internet bei zwei Drittel aller Verfahren
Zwei Drittel aller unter Beteiligung der GVU eingeleiteten Verfahren sind Fälle mit Internetbezug. Dazu zählen zum Beispiel Vorgänge gegen Täter an der Spitze der illegalen Verbreitungspyramide oder an den Schnittstellen zum Massenmarkt. Insgesamt 20 Prozent der Strafverfahren im Jahr 2009 richteten sich gegen digitale Hehler. Erstmals sind im Berichtszeitraum zudem Strafverfahren gegen Kinoabfilmer statistisch erfasst. Diese Urheberrechtsverletzungen werden unter anderem zur Materialbeschaffung für Release-Gruppen mit Spezialisierung auf Kinofilm begangen. Der direkte Sprung entsprechender Vorgänge auf einen Anteil von sechs Prozent aller Fälle mit Internetbezug ist ein deutliches Indiz für die gelungene Sensibilisierung von Kinomitarbeitern durch die Präventionsarbeit der GVU vor Ort.

410 Verfahren erfolgreich abgeschlossen
Insgesamt 410 Verfahren wurden 2009 erfolgreich abgeschlossen, von denen 25 Prozent mit einem Urteil oder Strafbefehl endeten. Von 20 Prozent in 2008 auf 22 Prozent in 2009 angestiegen, ist die Anzahl derjenigen Verfahren, die im Hinblick auf eine schwerer wiegende andere Straftat, insbesondere Internet- und Computerkriminalität, eingestellt wurden. Seit 2001 (11 Prozent) hat sich dieser Anteil sogar verdoppelt. Dies zeigt, dass Urheberrechtsverletzungen inzwischen in vielen Fällen eine lukrative Einnahmequelle neben anderen illegalen Tätigkeiten darstellen. Zudem wurden erstmals weniger als die Hälfte der Verfahren (46 Prozent) unter Auflagen eingestellt.