Mehrere US-Initiativen fordern die Einführung von Abgaben auf Videospiele. Der demokratische Senator in Wisconsin, Jon Erpenbach, wünscht sich eine einprozentige Abgabe beim Verkauf elektronischer Geräte und Unterhaltungssoftware. Damit will er das Strafvollzugssystem für Jugendliche reformieren. Wie Branchenmedien berichten, sollen nach dem Entwurf spezielle Maßnahmen für jugendliche Straftäter finanziert werden. Die Idee der Abgabe wurde nun auch von verschiedenen Umweltschutzorganisationen in New Mexico aufgegriffen, die das Geld gerne in Erziehungscamps gegen Übergewicht investieren möchten.

Derzeit werden beispielsweise im Bundesstaat Wisconsin jährlich an die 30.000 minderjährige Straftäter verurteilt. Meist liegen nur kleine Delikte vor, dennoch werden sie nach einem Justizsystem für Erwachsene behandelt. Erpenbach würde mittels Videospiel-Abgabe daher gerne in spezielle Jugendstrafanstalten und Erziehungsprogramme investieren. Auch die Umweltschutzallianz „Leave no Child Inside“, die sich insbesondere für Outdoor-Programme stark macht und gegen die zunehmende Fettleibigkeit von Kindern auftritt, hat bereits konkrete Vorstellungen, wo das Geld hinfließen sollte. Laut Vertretern der Initiative würden die Verbraucher nur wenig von einer einprozentigen Steuer spüren und dennoch kämen dadurch rund vier Mio. Dollar jährlich für die Förderprogramme zusammen.

Videospiel-Experten und Gamingfans zeigen sich allerdings wenig begeistert von den Vorschlägen zu der Abgabe. Republikanische Abgeordnete fragen inzwischen bereits öffentlich danach, was Videospiele und Unterhaltungselektronik mit dem Jugendstrafvollzug zu tun hätten und stellen sich gegen eine Steuererhöhung auf einer solchen Basis. Auch der Branchenverband Entertainment Software Association (ESA) wehrt sich gegen die Idee und befürchtet eine Behinderung des Wachstums.

Hierzulande, wo solche Ãœberlegungen derzeit nicht stattfinden, zeigen sich die Branchenvertreter ebenfalls wenig angetan von derlei Abgaben. „Wir halten nichts von einer Zwangsabgabe auf Video- und Computerspiele und es ist unverständlich warum, eine solche Abgabe speziell für Videospiele geschaffen werden soll, nicht aber für DVDs, Musik CDs, Bücher oder jede andere Form von Unterhaltung“, sagt beispielsweise Thomas Kritsch, Xbox-Marketing-Manager bei Microsoft, auf Nachfrage von pressetext. Eine ähnliche Haltung zu dem Thema hat auch Stephan Reichart, Hauptgeschäftsführer von G.A.M.E Bundesverband deutscher Computerspielentwickler: „So eine Abgabe erachten wir keinesfalls für sinnvoll. Es zeigt sich einmal mehr, dass Medien für etwas herhalten sollen, wofür sie nicht die Ursache sind.“ Durch die Verpflichtung ganzer Branchen könne man keine Probleme lösen, meint Reichart im Gespräch mit pressetext und verweist auf das US-Alkoholverbot bis 21 Jahre, das auch nicht verhindere, dass sich der Alkoholkonsum unter Minderjährigen verbreite.

In den USA wurden im vergangenen Jahr 92 Prozent der Computerspiele und 80 Prozent der Konsolenspiele von Personen über 18 Jahren gekauft. Daher treffe das Argument, dass die Steuer Jugendlichen helfen würde, sich selbst zu helfen, nicht zu, so Michael Gallagher, Präsident von ESA, gegenüber den Aussagen von Senator Erpenbach. Diese Ansicht teilt auch Microsoft. „Für uns ist kein Zusammenhang erkennbar, warum gerade Videospiele mit dieser zusätzlichen Abgabe belastet werden sollen, vor allem da ein Großteil der Käufer von Videospielen Erwachsene sind“, so Kritsch. Der US-Senator zeigt sich indes gesprächsbereit und will auch Alternativvorschläge für die Finanzierung der Justizreformen entgegennehmen. Gleichzeitig hat in New Mexico die demokratische Politikerin Gail Chasey einen Gesetzesentwurf im Repräsentantenhaus eingebracht, um die Abgabe zum Kampf gegen Ãœbergewicht durchzusetzen.

Quelle: pressetext.at