Mehr als 200 Experten aus dem In- und Ausland befassen sich heute in Berlin anlässlich des ersten internationalen Symposiums zum THESEUS-Forschungsprogramm mit Trends und Entwicklungen des Internets der Zukunft. Hierzu wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) renommierte Forscher und Wirtschaftsvertreter aus aller Welt nach Berlin eingeladen.

Das von BMWi geförderte Leuchtturmprojekt THESEUS ist mit einem Gesamtvolumen von ca. 200 Mio. Euro das größte IKT-Forschungsvorhaben der Bundesregierung. THESEUS will neue Technologien für das zukünftige Internet der Dienste entwickeln und erproben. Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten arbeiten insbesondere daran, den Zugang zu Informationen zu vereinfachen, Daten zu neuem Wissen zu vernetzen und die Grundlage für neue Dienstleistungen im Internet zu schaffen. Eine der größten Herausforderungen ist die exponentiell wachsende Zunahme von digitalen und zumeist unstrukturierten Daten im Internet und in unternehmensbezogenen Intranets. Von zentraler Bedeutung für das Internet der Dienste ist daher die Entwicklung neuer semantischer Technologien, mit denen die Bedeutung der Inhalte maschinell erfasst werden kann. Diese Basistechnologien werden im Rahmen von THESEUS in sechs Anwendungsszenarien prototypisch umgesetzt und erprobt.

Dagmar G. Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie: „Mit THESEUS ist bereits eine Menge an neuen Entwicklungen angestoßen worden, um mit den immer unübersichtlicheren digitalen Datenmengen fertig zu werden. Gerade in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise bietet die Querschnittstechnologie IKT große Chancen, um mit technologischen Innovationen und neuen Geschäftsmodellen zu mehr Wachstum und Beschäftigung zu gelangen. Mit dem Symposium geben wir erstmals einer breiten internationalen Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich gezielt über die laufenden Arbeiten zu THESEUS zu informieren. Gleichzeitig wird der länderübergreifende Erfahrungsaustausch verstärkt.“

Das internationale Symposium zu THESEUS soll den Dialog zum zukünftigen Internet der Dienste vertiefen, zu dem auch in anderen Ländern neue Technologien erforscht und entwickelt werden. Vorgestellt werden deshalb vergleichbare Arbeiten aus europäischen, amerikanischen und asiatischen Initiativen. Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Projekte sowie Ansatzpunkte für mögliche Kooperationen sollen ermittelt werden. Prof. Herbert Weber, Leiter der Begleitforschung zu THESEUS, der die Konferenz vorbereitet hat: „Das Symposium richtet den Blick besonders auf die von THESEUS entwickelten Grundlagen für ein neues intelligentes Business Internet, das es den Unternehmen ermöglicht, ihre Geschäftsprozesse besser abzubilden und flexibler auf die Anforderungen des Marktes reagieren zu können.“

Fortschritte des THESEUS-Programms wurden u. a. jährlich auf den IT-Gipfeln und anlässlich der CeBIT gezeigt. So wurde z.B. zuletzt ein erster Demonstrator für das Anwendungsszenario MEDICO vorgestellt, bei dem semantisch beschriebene Bilddaten genutzt werden, um eine bessere Vergleichbarkeit von Befunden zu ermöglichen. Hierdurch kann die Diagnosequalität erheblich verbessert werden und anknüpfende Therapien können gezielter und schneller erfolgen.

Zur diesjährigen CeBIT konnten auch bereits die ersten drei Unternehmensausgründungen aus THESEUS vorgestellt werden, die neue Geschäftsfelder erschließen.. Die an THESEUS beteiligte Wirtschaft unterstützt mit Risikokapital überdies Gründer beim Unternehmensaufbau. Außerdem erhielten junge Talente für kreative Ideen Preisgelder und die Chance, ihre Ideen bei THESEUS-Partnern umzusetzen. Kleine und mittlere Unternehmen werden im Rahmen des Wettbewerbes THESEUS MITTELSTAND mit ca. 10 Mio. Euro vom BMWi gefördert.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Bereitstellung von offenen Schnittstellen und die Entwicklung von internationalen Standards. Aus THESEUS heraus entstand beispielsweise bereits der neue Standard „EMMA“ für die multimodale Ein- und Ausgabe. Dadurch wird es möglich, mit beliebigen Endgeräten auf das Internet der Dienste zuzugreifen. Sprachliche, handschriftliche bzw. durch Zeigegeräte oder Tastaturen erfolgte Eingaben können nun standardisiert weiter verarbeitet werden. Das World Wide Web (W3C) -Konsortium hat den neuen Standard Anfang Februar 2009 veröffentlicht. Ein weiteres Beispiel ist die im Rahmen von THESEUS entwickelte, auf Open Source beruhende Plattform SMILA (Semantic Information Logistics Architecture). Sie soll es Anwendern aufgrund offener Schnittstellen erleichtern, Dienste so einzubinden, dass benötigtes Wissen aus unstrukturierten Daten mit Hilfe semantischer Verfahren rasch erschlossen werden kann.

Auf dem zweitägigen Symposium wird es in Vorträgen, Workshops, offenen Foren und der begleitenden Ausstellung Gelegenheiten geben, sich über Ziele und Ergebnisse von THESEUS im internationalen Kontext zu informieren und gemeinsam Strategien für das Internet der Zukunft zu entwickeln.