Nach der durch die GVU ins Rollen gebrachten und von der Kriminalpolizei Hürth geleiteten internationalen Durchsuchung bei mutmaßlichen Release-Gruppen-Angehörigen vom 20. September dieses Jahres bleibt die zugehörige Szene weiterhin in Bewegung: Während „Lightforce“ nur wenige Tage nach der Aktion aufgab, verabschiedet sich mit „LEX“ nun eine weitere bedeutende Release-Gruppe. In einer so genannten „NFO-Datei“ beklagen sich die Verfasser über Verhaltensweisen innerhalb der Szene und benennen diese als Grund für ihren Abgang. So ergeht die Frage an andere Release-Gruppen-Angehörige, ob diese mittlerweile gewerblich mit den illegal erstellten Kopien von Film- und Entertainmentsoftware handeln. Die Szene selbst bezeichnen die Absender der Datei als „Drecksloch“, welches sie aufgeben wollen. Ob die Köpfe hinter LEX ihre Aktivitäten vollständig einstellen oder lediglich weiter in den Untergrund gehen wollen, bleibt unklar.

LEX gehörte in den vergangenen Monaten zu den Top-Gruppen innerhalb der Szene. Spezialisiert auf Filme, ging diese Formation nacheinander aus zwei anderen Gruppen hervor. Von diesen hatte die erste ihre Tätigkeit infolge einer bundesweiten und durch Erkenntnisse der GVU unterstützten Durchsuchungsaktion im Jahre 2005 eingestellt. Unter dem aktuellen Namen „LEX“ verantwortet der Personenkreis insgesamt 59 Erstveröffentlichungen illegaler Filmkopien in verborgenen Netzwerken, darunter nahezu ausschließlich aktuelle Kinofilme. Deren deutsche Tonspuren entstammen zumeist illegalen Mitschnitten im Hannoveraner Cinemaxx am Raschplatz. Das Kino reagierte darauf mit Anzeigen. Zudem kontrolliert die Polizei in Absprache mit GVU sowie Kinozentrale inzwischen regelmäßig Zuschauer während der Vorführung und erhöhte damit den Verfolgungsdruck auf LEX. Bereits im November zeigten sich erste Erfolge: Mehrere in der hannoverschen Sneak Preview gezeigten Filme tauchten danach nicht in so genannten Tauschbörsen auf.

Release-Gruppen stehen mit ihren Raubkopien an der Spitze der illegalen Verbreitungspyramide. Ihre Dateien bilden die Quelle für nahezu 90 Prozent aller verfügbaren urheberrechtsverletzenden Kopien von Filmen, TV-Serien und Entertainment-Software. Dabei bestehen innerhalb der Release-Gruppen-Szene grundsätzlich zwei Tendenzen. Die Einen verstehen ihre Tätigkeit in erster Linie als Wettbewerb. Ihnen geht es darum, als erstes die qualitativ hochwertigste illegale Kopie in verborgene Netzwerke einzustellen. Kommerzielle Interessen verneinen sie. Andere hingegen nutzen diese illegalen Dateien, um durch Vermittlung an Payserver Geld zu verdienen oder auch durch Einstellen der Raubkopien in Tauschbörsen oder so genannte „One-Klick-Hoster“ eine massenhafte weltweite Verbreitung zu ermöglichen.