Keine Frage: Das Whiteboard war der Star auf der diesjährigen didacta in Hannover, aber auch eine bei Kindern beliebte Spielekonsole weckte das Interesse vieler Lehrer: In Workshops informierten sie sich über die Einsatzmöglichkeiten des Nintendo DS im Schulalltag. Wie passen eine Spielekonsole und schulisches Lernen zusammen, wollten wir von Lea Treese, Pressereferentin von Nintendo of Europe, wissen.

Frau Treese, was macht den Nintendo DS eigentlich so interessant fürs Lernen?

Lea Treese: Da ist zunächst einmal die Hardware. Der Nintendo DS verfügt über zwei Bildschirme – davon ist einer ein sogenannter Touchscreen – und ein Mikrofon. Ich kann also mit Schrift und Sprache Software steuern. Das hat komplett neue Inhalte möglich gemacht und so konnten Titel wie Gehirn Jogging oder Mathetraining entwickelt werden. Das bedeutet aber nicht, dass wir damit unbedingt in den Schulmarkt drängen wollten, man kann genauso gut zu Hause trainieren. Doch mittlerweile haben einige Lehrer den Nintendo DS für sich entdeckt und setzen ihn im Unterricht ein.

Und wie machen sie das?

Lea Treese: Ganz am Anfang ging es um die Frage der Ausstattung, nicht jeder Lehrer verfügt über eine Wii oder einen Nintendo DS. Da dies für uns auch eine ganz neue Phase war, haben wir anfangs auch Geräte gestellt. Inzwischen erhalten wir sehr viel Feedback von den Lehrern, etwa ob und wie man die Software einsetzen kann oder auch, ob sie nicht geeignet ist. Es gibt eine extreme Bandbreite – von Wii Fit im Sportunterricht bis hin zum Gehirnjogging im Mathematikunterricht. Und die Experten kommen auf Ideen, die war gar nicht hätten vorschlagen können.

Heißt das, da sitzen zwanzig Kinder in der Klasse und jedes spielt mit einem Gerät – ist das nicht sehr wuselig?

Lea Treese: Nein, es muss nicht jedes Kind in der Klasse ein Gerät benutzen. Auf der didacta hat eine Lehrerin aus Wien berichtet, die in ihrer Grundschulklasse mit Big Brain Academy auf dem Nintendo DS gearbeitet hat. Dort haben sich immer zwei Kinder ein Gerät geteilt. Bei der Schule handelt es sich um eine Ganztagsschule, in der es immer eine Stunde Freiarbeit pro Tag gibt. Und in dieser Stunde holen die Kinder aus einem abgeschlossenen Kasten den Nintendo DS heraus. Dabei – so die Lehrerin – sind die Kinder extrem ruhig. Sie haben bestimmte Regeln, wie sie mit der Konsole umgehen dürfen und sie müssen das Gerät pflegen. Zusätzlich stärken sie ihre sozialen Kompetenzen – denn sie müssen aufeinander Rücksicht nehmen.

Auch in Deutschland gibt es immer mehr Ganztagsschulen – ein großes Thema also für Nintendo?

Lea Treese: Ja, ganztags ist ein großes Thema. Es kommen immer mehr Lehrer auf uns zu, denn Ganztagsschule bedeutet, die Kinder halten sich noch viel länger in der Schule auf und sitzen dann im schlechtesten Fall auch noch viel länger. Ich bin jetzt in Kontakt mit einem Gymnasium, das von G9 auf G8 umgestellt hat. Dort wurde nicht nur eine Mensa eingerichtet, das Kollegium hat sich auch entschlossen, einen Bewegungsraum zu integrieren. Für diesen Raum sind etliche Bewegungsgeräte vorgesehen und die Schule will auch die Wii mit Wii Fit und Wii Sports dort aufstellen – das interessiert die Schüler und so können sie sich über den Tag zusätzlich bewegen.

Noch einmal zurück zum Nintendo DS: Unterdessen gibt es Mathetrainer, Englisch- und Deutschprogramme, und demnächst schafft es sogar der Diercke auf die kleine Konsole. Müssen Schüler demnächst gar nicht mehr den Ranzen mit Schulbüchern vollpacken, sondern nur die Software auf die Konsole?

Lea Treese: Nein, der DS kann die Lehrbuchmaterialien nicht ersetzen. Es ist auch nicht beabsichtigt, die Kinder eine dreiviertel Stunde vor die Konsole zu setzen, aber der ergänzende Einsatz kann sehr gut funktionieren. Wir merken, dass die Schulbuchverlage ein riesiges Interesse an Programmen für den Nintendo DS haben und wir gehen auch mit unseren eigenen Produkten diesen Weg weiter. Langenscheidt war einer der ersten Bildungsverlage mit einem Produkt auf der Konsole, nämlich mit dem Basic Wörterbuch, jetzt wird gerade ein Vokabeltrainer entwickelt, Cornelsen entwickelt eine Mathematiksoftware, von Pons gibt es schon den Englisch Buddy und den Französisch Buddy und den Diercke von Westermann hatten Sie ja schon erwähnt. Da ist also noch etliches zu erwarten. Das ist sehr spannend, weil diese Verlage etwas leisten, was wir nicht können, nämlich die Anbindung ans Curriculum.

Interview: bildungsklick