Kinder und Jugendliche in Deutschland nutzen das Internet wie nie zuvor. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der surfenden Kinder verfünffacht. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse weisen aber auch auf einen Zusammenhang zwischen Armut und Medienausstattung hin: Waren im Jahr 2007 nur 38 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mit einem Gehalt von unter 1.000 Euro online, so sind es beim Einkommen von über 3.000 Euro knapp 84 Prozent. „Hier muss von einer digitalen Ungleichheit bzw. Spaltung gesprochen werden, erklärte der Vizepräsident des Deutschen Kinderhilfswerkes Prof. Joachim von Gottberg heute in Berlin.

Betrachtet man die Medienausstattung bei Kinder und Jugendlichen, so fällt auf, dass einkommensstärkere Haushalte wesentlich mehr mit PC/Laptop (95 Prozent bei 2.500 Euro Einkommen, 75 Prozent bei 1.500 Einkommen) ausgestattet sind, wohin gegen es beim Fernsehen keinen Unterschied gibt. Bei der Mediennutzung fällt auf, dass Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss wesentlich länger Fernsehen (100 Minuten) als Kinder von Eltern mit Abitur. (78 Minuten). Umgekehrt verhält es sich bei der Nutzung von Computern: Kinder von Eltern mit Abitur nutzen ihn 48 Minuten am Tag, Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss dagegen nur 38 Minuten. Insgesamt bleibt jedoch festzuhalten, dass die Datenlage aktualisiert und erweitert werden muss.

Der digitalen Ungleichheit bzw. Spaltung müsse unverzüglich Einhalt geboten werden, betonte der Kinderhilfswerk-Vizepräsident Prof. Joachim von Gottberg „Den Schwerpunkt sollte dabei die Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, insbesondere von sozial benachteiligten, bilden. Ziel muss es sein, Kindern schon frühzeitig einen Umgang mit dem Internet zu ermöglichen, der sie zu gesellschaftlicher und Bildungsteilhabe befähigt. Medienpädagogische Bemühungen, die Medienkompetenz von Kindern zu fördern, können diese Ungleichheiten kompensieren. Um einen chancengerechten Zugang für alle Kinder zu ermöglichen, sind in erster Linie Kindergärten, Jugendhilfe und Schulen gefordert, Zugang und Nutzungsmöglichkeiten digitaler Medien zu ermöglichen. Und dazu brauchen wir qualifiziertes Personal – eine sinnvolle Investition in die Zukunft unserer Kinder!“

Kinder- und Jugendarmut hat sich mittlerweile bei 3 Millionen Kindern und Jugendlichen eingependelt. Diese aktuellen Zahlen sind weiterhin erschreckend, daher sind die politisch Verantwortlichen zum Handeln aufgefordert. Dazu hat das Deutsche Kinderhilfswerk einen Forderungskatalog entwickelt: 1. Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut, 2. Materielle Verteilungsgerechtigkeit herstellen, 3. Mitbestimmungs- und Mitwirkungschancen schaffen, 4. Bildungschancen sicherstellen, 5. Betreuungsqualitäten steigern, 6. Gezielte Förderung von Migrantenkindern, 7. Gesundes Aufwachsen ermöglichen.